Warum du dir selbst das Leben so schwer machst (und die Lösung des Dilemmas)
Podcast: Warum du dir selbst das Leben so schwer machst (und die Lösung des Dilemmas)
Warum ist das Leben so schwer?
Weil du es dir selbst so schwer machst!
Ich weiß, das wolltest du nicht hören…
Aber es ist leider wahr.
Wir machen uns das Leben selbst schwer. Und zwar durch eine unscheinbare Eigenschaft, die wir alle gemeinsam haben:
Das Festhalten.
Was es genau damit auf sich hat und wie du dich mit diesem Wissen von sämtlichem Leid in deinem Leben befreien kannst (ja, auch von Liebeskummer), schauen wir uns in diesem Artikel an:
(Hinweis: Dieser Artikel ist ein komplettes Probekapitel aus meinem neuen Buch über das Loslassen)
Inhaltsverzeichnis
- Warum wir uns das Leben so schwer machen
- Warum ist das Leben so schwer? Das bestgehütete Geheimnis des Lebens
- Was bedeutet Festhalten?
- Warum Festhalten die Ursache allen Übels ist
- Der Weg des Wassers: Warum Festhalten das Leben schwer macht
- Beispiele: Wie Festhalten dir dein Leben schwer macht
- Wie Festhalten sich tarnt und in allen Bereichen unseres Lebens wirkt
- Buddhas Erkenntnis (und die Lösung alle deiner Probleme)
- Fazit
Warum wir uns das Leben so schwer machen
Pssst.
Ich möchte dir ein Geheimnis verraten.
Aber nicht irgendein Geheimnis…
Es ist DAS Geheimnis des Lebens.
Deines Lebens!
Nenn es den heiligen Gral, den Stein der Weisen oder den Schlüssel zum Glück, denn genau das wirst du damit erlangen.
Es ist das Geheimnis darüber, warum du leidest und wie du dich von diesem Leid befreien kannst.
Egal, worum es geht…
Warum ist das Leben so schwer? Das bestgehütete Geheimnis des Lebens
Dieses gut gehütete und perfekt getarnte Geheimnis versteckt sich in den folgenden Aussagen:
Je mehr du…
- die Liebe festzuhalten versuchst, desto mehr entrinnt sie dir
- versuchst einen Menschen für dich zu gewinnen, desto eher scheiterst du damit
- dich selbst suchst, desto weniger weißt du, wer du wirklich bist
- an einem Sieg oder an einer Aufgabe liegt, desto eher versagst du
- Anspannung und Stress unterdrückst, desto mehr brechen sie aus
- deine Angst unterdrückst, desto schlimmer wird sie
- Sicherheiten im Leben suchst, desto unsicherer wird es
Na, hast du das Muster durchschaut?
Das sind nur ein paar wenige Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen, in denen es mehr oder weniger offensichtlich wirkt. Im Verlauf des Buches werden uns noch einige mehr begegnen.
Dahinter steckt ein ganz elementares Prinzip:
Unsere Absicht, etwas zu erreichen, führt in Kombination mit unserem Unvermögen, das große Ganze zu überblicken, stets dazu, dass wir am Ende selbst das Gegenteil bewirken.
Paul Watzlawick veranschaulicht das in seinem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ ganz wunderbar anhand der folgenden kurzen Geschichte:
Der verlorene Schlüssel oder „mehr desselben“
„Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht.
Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: »Meinen Schlüssel.«
Nun suchen beide.
Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: »Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster.«“
(Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein. Piper Verlag GmbH, 1983)
Welchen „Schlüssel“ suchst du?
Wie der Betrunkene in der Geschichte suchen wir alle nach den Lösungen für unsere Probleme und nach dem Schlüssel zu unserem persönlichen Glück.
Und genau wie der Betrunkene, suchen wir meist am falschen Ort, weil wir bestimmte Muster nicht loslassen können oder wollen.
Bei dem Betrunkenen ist es das Muster, dass man zum Suchen Licht braucht.
Bei uns ist es zum Beispiel das Muster, dass wir nicht ohne Nikotin oder Alkohol glücklich sein können oder dass Klammern in einer Beziehung und große Eifersucht ein Liebesbeweis seien.
Das grundlegende Prinzip, das hier wirkt, ist das Festhalten.
Ich bezeichne das Festhalten gerne als die Kunst, sich das Leben schwer zu machen.
All unser Leid, all unsere Probleme und all das, was uns von unserem Glück trennt ist hier zu verorten.
Wir wollen uns natürlich auch anschauen, warum das so ist:
Was bedeutet Festhalten?
Festhalten bedeutet nicht nur, in einer Beziehung zu Klammern oder daran festzuhalten, dass man nur unter einer Laterne einen Schlüssel suchen kann.
Festhalten ist viel mehr als das.
Es ist ein Synonym für jegliches absichtsvolles Handeln.
Die Chinesen nennen dieses Prinzip “yu wei” und meinen damit soviel wie “willentliches Herbeiführen” oder “gelenktes Handeln”.
Weitere Umschreibungen sind:
- Anhaften
- Lenken
- Kontrollieren
- Steuern
- Forcieren
- Erzwingen
- Oder einfach: Wollen
Sobald du etwas bewusst und willentlich herbeiführen möchtest, wie zum Beispiel einen Sieg in einem Wettkampf oder den Fortbestand deiner Beziehung, hältst du fest.
Du versuchst zu lenken bzw. zu kontrollieren und dem Leben eine Richtung vorzugeben.
Aber warum ist das nun etwas schlechtes? Schließlich haben wir doch schon vielen Flüssen ein neues Bett gegraben!
Warum Festhalten die Ursache allen Übels ist
Es scheint zunächst nicht zwangsläufig etwas schlechtes zu sein, festzuhalten.
Schließlich tun wir das doch alle.
Und Flüssen ein neues Bett zu graben ist uns auch nicht neu. Haben wir doch schon vielfach in natürliche Flussläufe eingegriffen und sie begradigt.
Warum sollten wir das nicht tun, wenn wir es doch können?
Warum es schadet, Flüsse umzulenken
Weil es Leid mit sich bringt.
Nicht bloß für das Ökosystem des Flusses, das massiv beeinträchtigt wird, sondern auch direkt für uns.
Zum Einen sind zum Beispiel Hochwasser und Überschwemmungen eine große Gefahr solcher Eingriffe:
Der natürliche Verlauf von Flüssen ist oft durch unzählige Windungen gekennzeichnet, die die Wassermassen bremsen.
Nimmt man ihm diese Windungen durch eine Begradigung, fließt das Wasser viel schneller und tritt bei Starkregen oder wenn es dann doch mal auf eine Kurve stößt viel schneller über die Ufer.
Zum Anderen sorgt der natürliche Verlauf von Flüssen auch für eine natürliche Reinigung des Wassers. Schau dir das Wasser in den Flüssen unserer Ballungszentren an: Modrig, dreckig, fast tot.
Das lädt weder zum Baden, geschweige denn zum Trinken ein.
Warum erzähle ich dir das?
Weil es mit dem Festhalten bzw. gelenkten Handeln in unserem Leben ganz genauso läuft.
Warum es schadet, unser Leben „umzulenken“
Wir denken, dass wir etwas gutes bewirken, aber die Folgen können wir meist nicht abschätzen. Nicht mal, wenn wir es wollten.
Genau wie dem Fluss, nehmen wir uns so die Möglichkeit, uns selbst zu reinigen und sind hoffnungslos dem ganzen Müll und den Schadstoffen ausgeliefert, die ständig in uns hineingekippt werden.
Und wenn dann wirklich mal eine Regenzeit in unserem Leben folgt, treten wir schnell über die Ufer, sind außer uns oder geraten in Panik.
Wenn wir jedoch den großen Flüssen in unserem Land wieder die Möglichkeit gäben, frei nach ihrer Natur zu fließen und ihren eigenen Weg zu gehen, würden sie sich bald wieder selbst gereinigt und stabile Bahnen eingenommen haben, die auch in Zeiten größerer Belastung stand halten.
Und genauso verhält es sich mit unserem Leben, wenn wir die Beschränkungen loslassen und uns dem großen Strom hingeben.
Ich will dir dazu gleich einige Beispiele geben.
(Wie du siehst, eignet sich die Metapher des Flusses ganz hervorragend, um auch die komplexen Zusammenhänge und Probleme in unserem Leben deutlich zu machen. 19 weitere solcher anschaulichen Metaphern findest du übrigens in meinem kostenlosen Ebook „Weisheiten des Flusses“. Das neue Buch, aus dem dieses Kapitel stammt, wird übrigens eine Art viel ausführlichere Fortsetzung davon.)
Für den Moment ist es wichtig, dass du verstehst, dass Festhalten bzw. das zielgerichtete Handeln gegen die Natur, das Leben und den Lauf der Dinge ist.
Es nützt dir nicht, sondern schadet.
“Aber gerade daran, dass mein Partner festhält und mich unbedingt behalten will, erkenne ich doch, dass er mich liebt, oder?”
Warum Festhalten kein Zeichen von Liebe oder Wichtigkeit ist
Nein.
Daran erkennen wir erst mal nur eins:
Dass er Angst hat, die Beziehung bzw. dich zu verlieren.
Das nennt man „emotionale Abhängigkeit“. Was das genau bedeutet und wie sich wahre Liebe wirklich äußert, erfährst du im Beitrag:
„Warum um die Liebe kämpfen schadet (und was wirklich hilft)“
Jetzt solltest du dir nur eins merken:
Um dir dieses Prinzip zu verdeutlichen, möchte ich dir ein ganz einfaches Experiment vorschlagen, das du sofort nachmachen kannst.
Bei der Gelegenheit möchte ich dir gleich noch einen guten Freund vorstellen, der uns im Verlauf des Buches begleiten wird und der dir viele Zusammenhänge in diesem Buch viel besser erklären kann als ich es je könnte.
Gestatten? Unser Freund, das Wasser:
Der Weg des Wassers: Warum Festhalten das Leben schwer macht
Das Wasser ist ein ganz wunderbarer Lehrer.
Diese klare, unscheinbare Flüssigkeit ist wirklich der “Stoff des Lebens”. Und nicht nur im biologischen Sinne.
Im Verlauf des Buches werden wir ihm immer wieder begegnen. Es wird uns dabei helfen, die Zusammenhänge zu verstehen und liefert uns anschauliche Bilder für komplexe Vorgänge.
Und hier ist auch schon das erste…
Das Wasser verdeutlicht uns, warum Festhalten und zielgerichtetes Handeln uns meist genau das Gegenteil von dem bringen, was wir eigentlich wollen:
Dazu habe ich mir ein kleines Experiment ausgedacht. Du kannst es gedanklich mitmachen oder tatsächlich, nachdem du den folgenden Abschnitt gelesen hast:
Festhalten – Das Experiment
Gehe in die Küche oder ins Bad und fülle einen Eimer oder eine Schüssel mit Wasser.
Nun greife mit beiden Händen hinein, als würdest du in eine Teigmasse greifen.
Versuche nun das Wasser festzuhalten. Versuche, es in deinen Fäusten einzuschließen. Drücke so fest wie möglich zu, damit es dir nicht mehr entwischt. Kein Tropfen darf verloren gehen!
Was geschieht?
Das Ergebnis
Du hast sehr wahrscheinlich genau das gleiche festgestellt wie ich und wie alle anderen Menschen, die dieses Experiment je gemacht haben und noch machen werden:
Und genauso ist es mit der Liebe, dem Leben, dem Erfolg, der Wertschätzung und allen anderen Dingen, die uns Probleme im Leben machen können:
“Wer auf Zehenspitzen steht, steht nicht sicher.
Wer vorauseilt, kommt nicht weiter.
Wer zu glänzen versucht, verdunkelt sein eigenes Licht.
Wer sich selbst definiert, kann nicht erfahren, wer er wirklich ist,
Wer Macht hat über andere, kann sich selbst keine Macht verleihen.
Wer sich an sein Werk klammert, wird nichts schaffen, was von Dauer ist.Willst du eins mit dem Tao sein, so tu deine Arbeit und dann lass los.”
(Laotse: Tao Te King: Eine zeitgemäße Version für westliche Leser. Goldmann Verlag, 2003, S. 35)
Oder:
“Fülle deine Trinkschale bis zum Rand, und sie wird überlaufen.
Schärfe dauernd dein Messer, und es wird stumpf werden.
Jage Geld und Sicherheit nach, und dein Herz wird sich niemals öffnen.
Sorge dich um den Beifall der Leute, und du wirst ihr Gefangener sein.
Verrichte dein Werk, tritt dann zurück. Das ist der Weg zur Gelassenheit.”(Laotse: Tao Te King: Eine zeitgemäße Version für westliche Leser. Goldmann Verlag, 2003, S. 21)
Zum Begriff des Tao, wie Laotse es nennt, werden wir uns im dritten Teil des Buches ein genaueres Bild machen. Lass uns hier zuerst einmal untersuchen, wie das Prinzip in unserem Leben wirkt:
Beispiele: Wie Festhalten dir dein Leben schwer macht
Du hast nun in der Theorie gesehen, wie Festhalten unsere Probleme verursacht.
Und vielleicht hast du das dahinterliegende Prinzip auch hautnah am Beispiel des Wassers erfahren.
Nun wollen wir uns ein paar praktische Beispiele aus dem Leben anschauen:
Beispiel 1: Stress im Alltag
Situation:
Du bist den ganzen Tag mit Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung beschäftigt und hast gar keine Zeit mehr für dich selbst und ein gelassenes Leben.
Ursache:
Du gönnst dir selbst keine Ruhe, weil für dich das Festhalten an gewissen Prinzipien wichtiger ist.
- Eine gute Angestellte / ein guter Angestellter zu sein,
- einen 1a Haushalt zu haben,
- tip-top aufgeräumte Kinderzimmer zu haben
und das alles selbst zu erledigen.
Niemand zwingt dich dazu. Du hältst freiwillig an all diesen Dingen fest und opferst dich bzw. dein Wohlergehen dafür.
Beispiel 2: Ängste und Selbstzweifel
Situation:
Du sollst einen Vortrag vor einer Gruppe halten und dein Herz rutscht dir schon beim Gedanken daran in die Hose.
Ursache:
Das kennt jeder.
Stelle dir einfach mal bildlich vor, dass du in 5 Minuten einen Vortrag vor einer Gruppe von 50 Leuten halten sollst.
Was passiert? Angst, Unwohlsein, Stress.
Das ist ganz normal und betrifft wirklich jeden. Ausnahmslos, weil es eine Art Urinstinkt ist. Darauf werden wir gleich noch genauer eingehen. Hier will ich dir erst einmal zeigen, worauf diese Angst und dieser Stress beruht:
Auf der Tatsache, dass du daran festhältst, der Gruppe gefallen zu wollen und einen guten Vortrag liefern zu wollen.
Ich behaupte nicht, dass diese Grundsätze etwas schlechtes sind.
Sieh dir die Situation erst einmal einfach nur an und erkenne, wie dein Leid seinen Ursprung in diesem Festhalten bzw. dieser Absicht hat.
Beispiel 3: Liebeskummer
Situation:
Du hast deinen Partner verloren und leidest unter heftigem Liebeskummer.
Ursache:
Das ist der Klassiker.
Wahrscheinlich so alt wie das Festhalten selbst.
Und ich habe es ja schon weiter oben angeschnitten:
Warum leidest du, wenn dein Partner dich verlässt?
Weil du an ihm bzw. dem Fortbestand eurer Beziehung festhältst.
Auch wenn das zunächst einmal ganz logisch und wenig überraschend klingt, will ich, dass du das ganz genau verstehst:
Das ist der Schlüssel. Zunächst einmal die Opferrolle zu verlassen und die Verantwortung zu übernehmen. Denn was du selbst verursachst, das kannst du auch selbst verändern! Und das ist gar nicht mal so schwer.
Doch bevor wir die Verantwortung für unser Leid übernehmen und unsere Situation verändern können, müssen wir es ja erst einmal erkennen, unser Leid und die Probleme, die das Festhalten verursacht:
Wie Festhalten sich tarnt und in allen Bereichen unseres Lebens wirkt
Das beschränkt sich nicht bloß auf Beziehungen, Vorträge und den Haushalt.
Es ist viel mehr ein Prinzip des Lebens, das in allen Bereichen und auf allen Ebenen wirkt. Vom Größten bis zum Kleinsten.
Ich würde fast sagen, es ist ein universelles Gesetz, das sogar in der modernen Wissenschaft Anwendung findet.
Aber es tarnt sich gut und man neigt leicht dazu, seine Wirkung zu übersehen. Deshalb möchte ich dir hier noch ein paar Klassiker zeigen, damit du ein besseres Gespür dafür bekommst, es auch in deinem Leben zu erkennen:
Wie Festhalten im Alltag wirkt
“So ein Mist!”
Du hast…
- den Bus verpasst,
- deine Lieblingstasse fallen lassen oder
- schon wieder einen Strafzettel fürs Falschparken bekommen, weil die Amateure von der Stadtplanung in deinem Viertel viel zu wenige Parkplätze eingeplant haben.
Du bist je nach Veranlagung leicht verärgert bis panisch aufgelöst oder außer dir vor Wut.
Warum?
Weil du festhältst.
Du hältst daran fest, dass…
- du pünktlich zu deinem Termin kommen willst,
- deine Lieblingstasse gefälligst heil sein soll oder
- die Welt und vor allem die Stadtplaner dir etwas schulden, und zwar einen freien Parkplatz direkt vor deiner Haustür.
Es gibt myriaden kleine Begebenheiten wie diese, die jeder von uns ständig im Alltag erlebt. Kannst du dich an deine letzte erinnern? Berichte mir gerne davon in den Kommentaren.
Aber damit nicht genug. Diese kleinen Alltagssituationen sind nämlich nur die Spitze des Eisbergs:
Wie Festhalten im Laufe des Lebens wirkt
Auch wenn wir etwas hinaus zoomen und unser Leben als ganzes betrachten, wirkt das Prinzip des Festhaltens:
Nehmen wir einmal an, du wünschst dir Sicherheit und Ruhe.
Da ist erst einmal nichts schlimmes dabei.
Wirkt hier das Festhalten?
Das Festhalten wirkt dann, wenn du bewusst versuchst, mehr Sicherheit und Ruhe in dein Leben zu holen.
Zum Beispiel könnte es sich derart auswirken, dass du dich verstärkt deinem Beruf und deiner Karriere zuwendest.
Du möchtest mehr Geld verdienen und immer unersetzlicher in der Firma werden, damit sie dich nicht entlassen können und du dich irgendwann endlich einmal auf den Lorbeeren ausruhen kannst.
Doch Reichtum und Karriere bringen neue Probleme mit sich: Nun beginnst du dich davor zu fürchten, dass dein Reichtum gestohlen werden könnte und du deinen Status in der Arbeit verlieren könntest.
Jetzt musst du noch wachsamer sein, um mögliche Konkurrenten erkennen und ausschalten zu können und deine Position, sowie dein Hab und Gut zu schützen.
Vielleicht spielst du mit dem Gedanken zu Hause eine Sicherheitsfirma zu engagieren, um über dein Vermögen und deine Sicherheiten zu wachen. Die würde allerdings nicht umsonst arbeiten, weshalb du nun noch mehr Reichtum brauchst, um den Reichtum zu schützen, den du hast.
Auf der Arbeit kommen immer mal wieder junge und aufstrebende Kollegen nach, gegen die du dich durchsetzen und deine Stellung verteidigen musst.
Du wolltest Sicherheit und Ruhe herbeiführen und lebst nun in ständiger Angst.
Auf diese und noch viel verschlungenere Arten wirkt dieses Prinzip im Leben von jedem einzelnen. Fällt dir ein passendes Beispiel dazu aus deinem Leben ein?
Doch auch hier macht es noch lange nicht halt:
Wie Festhalten in der Gesellschaft wirkt
Zoomen wir noch eine Ebene höher:
Sogar vor großen gesellschaftlichen Themen macht es nicht halt, wie Laotse uns im Tao Te King verdeutlicht:
“Je mehr Verbote es gibt,
desto weniger tugendhaft sind die Menschen.
Je mehr Waffen es gibt,
desto weniger sicher sind die Menschen.
Je mehr Gesetze und Vorschriften es gibt,
desto weniger selbstständig sind die Menschen.”(Laotse)
Das sind eigentlich ganz logische Folgen, die sich jedes Kindergartenkind herleiten könnte, aber Regierungen auf der ganzen Welt machen immer und immer wieder die gleichen Fehler:
- Sie versuchen etwas zu kontrollieren und bewirken das Gegenteil
- Sie verschärfen die Gesetze und provozieren damit mehr Straftaten
- Sie schaffen Regularien und damit auch den Drang, gegen sie zu verstoßen
Warum fällt es so schwer, einfach loszulassen und den Menschen zu vertrauen?
Es gibt ja sogar Experimente, die bestätigen, dass es besser funktioniert, wenn man weniger kontrolliert.
Beispielsweise in den Niederlanden, wo man ganze Ortschaften von Verkehrsschildern und Ampeln befreite und durch die vermeintliche Unsicherheit sicherere Straßen schaffte, weil ohne Vorschriften mehr Rücksicht genommen wurde.
Aber auch hier ist das universelle Prinzip noch lange nicht an seinem Ende angelangt:
Wie das Festhalten länderübergreifend auf der ganzen Welt wirkt
Noch weiter hinaus gezoomt:
Die Erde.
Vom Weltall aus gesehen ein sehr friedliches und idyllisches Fleckchen. Doch wer hier heimisch ist weiß, dass der Schein trügen kann.
- Kriege
- Massenmorde
- Terroranschläge
All das macht uns das Leben hier schwer.
Warum?
Weil wir festhalten.
- Länder rüsten sich mit Atomwaffen, weil sie an ihrer Sicherheit festhalten
- Ganze Völker werden ausgerottet, weil einzelne Machthaber an ihrem Rassenwahn festhalten
- Menschen fliegen mit Flugzeugen in Wolkenkratzer, weil sie an ihrem Glauben festhalten
Und all das teilweise sogar im Namen des Friedens! Weil Menschen daran festhalten, ihn bewahren, dafür kämpfen wollen.
Aber auch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange:
Wie das Festhalten im ganzen Universum wirkt
Ich habe ja schon angedeutet, dass ich das Festhalten für ein universales Prinzip halte.
Und deshalb macht es natürlich auch nicht vor den größten Maßstäben halt:
Zum einen wegen der enormen Entfernungen, die nur noch in Lichtjahren gemessen werden können (1 Lichtjahr = Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, was etwa 9,461 Billionen Kilometern entspricht).
Zum anderen, weil diese Objekte auch gar nicht mehr so existieren, wie wir sie heute betrachten, da ihr Licht aufgrund der enormen Entfernungen schon Millionen oder Milliarden von Jahren unterwegs ist.
Allgemein gilt bei der Erforschung des Universums und des Lebens auch folgendes:
- Der Urknall
- Schwarze Löcher
- Das menschliche Gehirn
Nur einige solcher Beispiele.
Du siehst also, dass dieses universelle Prinzip wirklich auch universell zu gelten scheint.
Nein. Auch das war es noch nicht mit der Wirkung des Festhaltens. Wir können noch einen Schritt weiter gehen:
Wie Festhalten in den Bausteinen des Universums wirkt
Ein grundlegendes Problem in der Wissenschaft ist heute jenes, dass die Beobachtung von Teilchen gleichzeitig ihr Verhalten beeinflusst.
Ein schönes Beispiel dafür ist das Doppelspaltexperiment:
Ich will nicht näher ins Detail zum Versuchsaufbau gehen. Falls dich das Experiment interessiert, kannst du auf Wikipedia oder anderen Webseiten mehr dazu erfahren. Uns interessiert im Moment nur der Grund, weshalb dieses Experiment entwickelt wurde:
Das Dilemma des Doppelspaltexperiments
Es geht darum, das Verhalten von kleinsten Teilchen nachzuvollziehen.
Das Problem?
Beobachtet man die Teilchen während des Experiments, verhalten sie sich anders, als wenn man sie nicht beobachtet!
Man hat also keine Chance, das Verhalten der Teilchen in ihrem natürlichen unbeobachteten Zustand zu erforschen.
Auch dies ist das Prinzip des Festhaltens bzw. des willentlichen Herbeiführens:
Es ist ähnlich wie mit dem Licht in deinem Kühlschrank: Im geschlossenen Zustand leuchtet das Licht darin nicht. Sobald du dieses Verhalten beobachten willst und ihn auf machst, um nachzusehen, leuchtet das Licht wieder.
Ein anderes Beispiel wäre die Suche nach den kleinsten Teilchen und den elementaren Gesetzmäßigkeiten in der Physik:
Das Dilemma der Suche nach den kleinsten Teilchen
Schon die alten Griechen wollten die kleinsten Bausteine fest pinnen.
Sie nahmen an, man müsse etwas nur immer wieder aufteilen, bis es schließlich nicht mehr teilbar sei. Dann fände man das kleinste unteilbare Teilchen, das Atom.
Heute können wir weiter teilen und tiefer schauen als je zuvor.
Wir haben Atome gespalten und deren Bestandteile (Elektronen, Protonen und Neutronen) zerlegt und sind in die Welt der Quanten eingetaucht, in der sich die scheinbar bekannten und unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten unseres Universums aufheben.
Atome können zum gleichen Zeitpunkt zerfallen und intakt sein. Teilchen lassen sich nicht mehr verorten. Ihr Erscheinen kann nur noch durch Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt werden.
Verzeih mir diesen kurzen Ausflug in die trockene Welt der Physik und lass uns zusammenfassen:
Festhalten wirkt überall
Ja, das Leben ist ungerecht…
- Je genauer wir ein Teilchen festnageln wollen, desto verschwommener wird es.
- Je weiter wir in das Universum hinausschauen, desto größer wird es.
- Je mehr wir die Welt retten und den Frieden bewahren wollen, desto mehr Leid lösen wir aus.
- Je mehr Kontrolle wir ausüben wollen, desto weniger lassen sich die Dinge und Menschen kontrollieren.
- Je zielstrebiger wir unsere Erwartungen ans Leben umsetzen wollen, desto mehr kommt uns dabei entgegen.
- Je mehr Erwartungen wir an unseren Alltag und die Dinge um uns herum haben, desto eher werden wir enttäuscht.
Das alles ist Festhalten bzw. “dem Fluss ein neues Bett graben”.
Doch diese Erkenntnis ist nicht neu.
Wir brauchen nicht die moderne Physik mit ihren Teleskopen und Mikroskopen, um dieses Prinzip zu erkennen.
Bereits um 500 v. Chr. haben aufmerksame Menschen dieses Dilemma (und auch seine Lösung) in ihrem Leben erkannt.
Einer von ihnen war Buddha:
Buddhas Erkenntnis (und die Lösung alle deiner Probleme)
Buddha erkannte, dass alles Leid im Leben durch Festhalten bzw. “willentliches Herbeiführen” entsteht.
„Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen loslassen zu können.”
(Buddha)
Übrigens: Das Wort Buddha ist im Allgemeinen nur eine Bezeichnung für einen Erleuchteten, der nicht nur sich selbst befreit hat, sondern auch Befreiung für alle Wesen anstrebt.
Mit der Bezeichnung DER Buddha ist in der Regel Siddhartha Gautama gemeint, der diese Bezeichnung als erster Mensch (soweit bekannt) verdiente und seine Erkenntnisse für die Nachwelt festhielt.
Und dies ist eine dieser Erkenntnisse. Wenn nicht sogar DIE Erkenntnis.
Er formulierte die vier edlen Wahrheiten, die nicht nur das Problem des Festhaltens, sondern sogar schon seine Lösung beschreiben:
Buddhas vier edle Wahrheiten
1) Die erste edle Wahrheit
Das bedeutet letzten Endes nichts anders als: Das Leben ist schwer…
Damit will er sagen, dass alles und jeder, der lebt, auch Leid erfährt.
2) Die zweite edle Wahrheit
“Ursachen des Leidens sind Verlangen und Illusion.”
Mit Verlangen meint er hier das Festhalten bzw. das “willentliche Herbeiführen” und mit Illusion die Tatsache, dass wir uns dieser Wirkung unbewusst sind.
3) Die dritte edle Wahrheit
“Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.”
Das ist die Erkenntnis darüber, dass wir uns vom Leid befreien können, wenn wir erkennen, dass wir es durch unser Festhalten selbst erzeugen und damit aufhören.
4) Die vierte edle Wahrheit
“Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.”
Mit dem achtfachen Pfad gibt Buddha hier eine Art “Anleitung” zum Beseitigen der Ursachen und damit zur Erlösung von allem Leid.
Er ist keine geheimnisvolle Karte, die es zu entschlüsseln gilt, sondern besteht im Grunde aus acht recht einfachen Hinweisen.
Der Vollständigkeit halber und damit du dich nicht weiter fragst, was es damit auf sich hat, liste ich sie hier kurz auf:
- rechte Ansicht
- rechte Entschlossenheit
- rechte Sprache
- rechte Handlung
- rechter Lebensunterhalt
- rechte Anstrengung
- rechte Achtsamkeit
- rechte Konzentration
Genauer müssen wir uns das jetzt aber nicht anschauen. Es gibt sehr ausführliche Erläuterungen zu jedem einzelnen Punkt und zudem heißt es, man brauche einen erfahrenen Lehrer, um diesen Pfad erfolgreich zu beschreiten.
Aber keine Sorge! Du musst jetzt nicht zum Buddhismus konvertieren, um dich von deinem Leid zu befreien. Und außerdem hat auch Buddha es ohne Lehrer oder diese Lehren geschafft ;-)
Die Gegenstände der dritten und vierten edlen Wahrheit entsprechen passenderweise Teil 3 und Teil 4 in diesem Buch.
Bevor wir uns nun aber der Beseitigung der Ursachen zuwenden, wollen wir die Ursachen selbst einmal genau unter die Lupe nehmen.
Das ist der erste und wichtigste Schritt, denn auch Buddha sagte ja schon, dass die Unwissenheit über die Ursachen unseren Leids selbst Teil davon ist und um etwas zu lösen, müssen wir es schließlich zuerst verstehen:
Warum halten wir fest?
Ja, warum eigentlich?
Warum machen wir uns selbst das Leben so schwer?
Was ist der Grund dafür, dass wir an schlechten Gewohnheiten festhalten, in Beziehungen klammern oder uns ständig verbessern und gut darstellen wollen?
Es sind Erwartungen.
Warum das so ist und wie sie uns zum Festhalten bringen, das wollen wir uns im nächsten Kapitel anschauen.
Du willst weiterlesen? Kein Problem! Das nächste Kapitel ist Teil der Leseprobe, die du dir hier herunterladen kannst:
Mehr über das Buch erfahren und Leseprobe sichern
Fazit
„Glück ist ein Schmetterling, der sich immer unserem Griff entzieht, wenn man ihn jagt, der sich aber auf uns niederlässt, wenn wir ganz still dasitzen.“
(Nathaniel Hawthorne)
Warum ist das Leben so schwer?
- Je mehr du an etwas festhältst, desto weniger hast / bekommst du es.
- Festhalten bzw. willentliches Herbeiführen (chin. “yu wei”) verursacht Leid und Probleme.
- Festhalten ist ein universelles Prinzip, das in allen Bereichen des Lebens und selbst darüber hinaus wirkt.
- Buddha erkannte das Festhalten und die Unwissenheit darüber als Ursache all unseren Leids
- Um uns vom Leid zu befreien, müssen wir die Ursachen beseitigen
- Damit wir die Ursachen beseitigen können, müssen wir sie in voller Gänze kennen und herausfinden, warum wir festhalten
- Der Grund unseres Festhaltens liegt in unseren Erwartungen
- Was es mit den Erwartungen auf sich hat und wie du dieses Dilemma endgültig lösen kannst, erfährst du in meinem neuen Buch über das Loslassen
P.S.: Aktuell schreibe ich noch an dem Buch, deshalb interessiert mich deine Meinung. Schreib mir doch bitte gleich einen Kommentar unter dem Artikel!
Wie findest du das Kapitel? Macht es Lust auf mehr? Oder hat es dich total gelangweilt und ich sollte mein Manuskript lieber direkt verbrennen?