Verantwortung übernehmen: Warum „keine Wahl haben“ eine Ausrede ist
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Verantwortung übernehmen: Warum es nicht „schuld sein“ bedeutet (eine kurze Geschichte)

Podcast: Verantwortung übernehmen: Warum es nicht „schuld sein“ bedeutet (eine kurze Geschichte)

Verantwortung übernehmen ist wie ein Klassentreffen organisieren …

… klingt nobel, aber keiner will es machen.

Du kennst solche Menschen:

  • Ich will ja Sport machen, aber das Wetter …“
  • Ich kann wirklich nichts dafür, dass ich arbeitslos bin … mein Rücken.“
  • Ich bin unglücklich in dieser Beziehung, aber Schluss machen würde ihn/sie umbringen.“

Die Wahrheit ist: Diese Menschen sind wir alle …

Jemand baut Mist und Niemand ist schuld.

Jeder will gut dastehen. Aber niemand will verantwortlich sein. Das Paradoxe daran:

Die Verantwortung zu scheuen macht dein Leben nicht leichter, sondern nur schwerer!

Deshalb schauen wir uns in diesem Artikel an:

  • Warum Verantwortung übernehmen nicht „schuld sein“ bedeutet (und was ein Misthaufen und ein Baby damit zu tun haben)
  • Warum „keine Wahl haben“ nur eine faule Ausrede ist (selbst, wenn dir jemand die Pistole vorhält)
  • Ob deine Situation eine Ausnahme ist (Spoiler: Nein!)
  • Mit welchem unterschätzten Alltags-Tipp du in unter 5 Minuten vom Opfer zum Gestalter wirst (inklusive praktischer Beispiele)

Ok, also warum ist Verantwortung übernehmen so schwer?

 

Warum Menschen keine Verantwortung übernehmen

Weil es anstrengend ist …

Wir haben das bereits ausführlich im letzten Beitrag besprochen. Hier findest du ihn und den Test, ob du ein Opfer bist.

Die Kernaussage lautet:

Wir machen uns regelmäßig selbst zum Opfer, weil es einfach und bequem ist.

Es ist einfacher, …

  • dich zu beklagen und in Selbstmitleid zu baden
  • die Schuld anderen zuzuschieben oder eine „höhere Macht“ verantwortlich zu machen
  • dich rauszureden, Notlügen zu erfinden und keine Konsequenzen tragen zu müssen
  • Unbequemes wegzuschieben und dich auf der Leistung anderer auszuruhen
  • mit dem Finger auf andere zu zeigen und das eigene Verhalten zu verharmlosen
  • von anderen zu erwarten, zu hoffen oder gar einzufordern, dass sie dich glücklich machen sollen

Und das Ganze hat vier einfache Gründe:

  1. Opfer sein ist naheliegend: Wir nehmen es einfach eher wahr, dass die Welt uns etwas verwehrt, als dass wir selbst etwas dafür könnten.
  2. Opfer sein ist leicht: Es ist um ein Vielfaches einfacher und bequemer, anderen oder deiner Umwelt die Schuld für dein Problem zu geben, als dir selbst: Du kannst jammern, du hast eine Ausrede, warum du nichts tun kannst, willst oder musst und du kannst dich zurücklehnen, hoffen und auf die Lösung des Problems von außen warten.
  3. Opfer sein wird uns so beigebracht: Von unseren Eltern, der Gesellschaft, der Kirche, den Medien und eigentlich überall, wo du hinsiehst. Psychologen sprechen sogar vom Begriff „erlernte Hilflosigkeit“.
  4. Opfer sein ist anerkannt: Jeder tut es. Du musst dich nicht rechtfertigen oder entschuldigen. Du kannst dich sogar verstanden fühlen, wenn du in die Klagegesänge der anderen einstimmst.

„Also kann ich ja gar nichts dafür! Es wird mir ja regelrecht so beigebracht!“, denkst du jetzt vielleicht.

Genau diese Denkweise ist der Knackpunkt und er Grund, warum es so leicht ist, immer wieder in diese Opferrolle zu verfallen …

 

Warum Verantwortung übernehmen so schwer ist

Verantwortung übernehmen: Du scheust die Verantwortung, weil du nicht schuld sein willst

Wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen, gucken die meisten von uns verlegener weg als ein Schulkind, das die Antwort nicht weiß.

Das Problem ist folgendes:

Wenn du die Verantwortung übernimmst, bedeutet das immer auch, dass du verantwortlich bist!

Verantwortlich zu sein, bedeutet dann auch, dass du die Verantwortung trägst für die Lage, in der du jetzt bist oder wenn etwas schiefgeht und du scheiterst.

Deshalb haben die meisten Menschen Angst, Verantwortung zu übernehmen.

Ist dir einmal aufgefallen, dass du häufig dann von dir in der ersten Person „Ich“ redest, wenn es um etwas Positives geht?

  • „Ich habe einen guten Job gefunden.“
  • „Ich habe Geld an der Börse gemacht.“
  • „Ich habe mit dem Rauchen aufgehört.“

Wenn es in denselben Bereichen aber eine negative Entwicklung gibt, wechselst du in die dritte Person „man“:

  • „Man hat es heute schwer auf dem Arbeitsmarkt.“
  • „Man kann die Börsenkurse halt nicht voraussagen.“
  • „Man wird halt schnell von Zigaretten abhängig.“

Loorbeeren ernten ist toll, aber verantwortlich sein ist unbequem.

Deshalb greifst du meist lieber zum einfachen, naheliegenden, dir beigebrachten und allgemein anerkannten Weg, ein Opfer zu sein.

Dieses Schreckgespenst der Verantwortlichkeit kennen wir im Alltag auch unter einem anderen Namen: Schuld.

Du willst nicht schuld sein.

Schuld hält dich davon ab, die Verantwortung zu übernehmen und dein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Deshalb sage ich: Vergiss die Schuld!

Schuld sein und die Verantwortung übernehmen sind nämlich zwei Paar Schuhe …

 

Verantwortung übernehmen bedeutet nicht „schuld sein“ (eine kurze Geschichte)

Was ist der Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung?

Schuld blockiert. Verantwortung löst.

Schuld hilft niemandem, sondern hindert dich nur daran, dein Problem anzugehen und es zu lösen. Schuld ist geradezu der Gegenspieler der Verantwortlichkeit, die dich dazu befähigt, den Knoten platzen zu lassen und dein Leben selbst zu gestalten. Dazu möchte ich dir eine kurze Geschichte erzählen:

 

Wer hat diesen Misthaufen bestellt?

Stell dir vor, du kommst nach einem langen Arbeitstag nach Hause und findest einen riesigen Misthaufen vor deiner Haustür.

Du weißt nicht wer ihn dort abgeladen hat und es lässt sich auch nicht herausfinden.

Was tust du?

Dich beschweren? Deine Nachbarn beschuldigen? Dich auf den Boden werfen und heulen wie ein kleines Kind?

Der Misthaufen stinkt unterdessen weiter und verpestet dein ganzes Grundstück. Allmählich zieht der Gestank in dein Haus. Deine Möbel und Kleider nehmen den Geruch an. Freunde wenden sich von dir ab, niemand kommt mehr zu Besuch. Sogar der Postbote macht mittlerweile einen großen Bogen um dein Grundstück …

Oder krempelst du die Ärmel hoch, schnappst dir eine Schubkarre und eine Schaufel und gehst den Mist an, auch wenn du ihn nicht selbst dort abgeladen hast?

Klar, den Mist wegzuschaufeln dauert wahrscheinlich lange, ist anstrengend und gehörte nicht zu deinen Plänen für die nächsten Tage, aber wer tut es denn sonst?

Vielleicht entscheidest du dich sogar dazu, etwas Positives in diesem Schlamassel zu sehen und den Mist als Dünger für deine Pflanzen im Garten zu nutzen?

Möglicherweise erwächst dann sogar noch etwas Schönes aus diesem Misthaufen, den du ursprünglich nur als Problem angesehen hast. Schöne Blumen, die von deinen Nachbarn bestaunt werden oder Obst, das du mit Freunden teilen kannst.

(Frei erzählt nach „Who Ordered This Truckload of Dung“ von Ajahn Brahm)

Vernatwortung übernehmen: Du hast die Wahl: Räum den Mist weg oder leb mit dem Gestank

Du hast es natürlich längst gemerkt: Der Misthaufen ist nur eine Metapher für all die Probleme in deinem Leben, die du nicht angehen willst, weil du denkst, es sei nicht deine Schuld …

Hier kommt die Moral von der Geschicht‘:

[Tweet „Du bist vielleicht nicht immer selbst schuld, aber du bist immer verantwortlich!“]

Meiner Erfahrung nach haben sogar meist gerade diejenigen, die in ihrem Leben selbst viel Mist weggeschaufelt haben, auch am meisten für andere zu bieten. Denn nur wenn du deinen eigenen Mist weggeschaufelt hast, kannst du auch wirklich anderen bei ihrem Mist helfen!

Vielleicht steckt gerade deswegen in jedem Opti-mist-en auch immer „Mist“ drin ;-)

Gleichzeitig zeigt diese Geschichte, dass Glück und Lebensfreude zwangsläufig mit Verantwortung einhergehen …

 

Warum Selbstverantwortung übernehmen immer die bessere Wahl ist

Mit der Opfer-Einstellung wirst du niemals zum Gestalter deines Lebens, sondern hältst dich selbst in der abhängigen und unglücklichen Opferrolle gefangen.

Du wartest vor dem stinkenden Misthaufen, dass jemand kommt und ihn für dich wegmacht.

Das Einzige, was auf dieser Basis wächst, ist der Gestank.

Du gibst selbst freiwillig die Macht über dein Glück ab und beschwerst dich dann darüber, dass du nichts tun kannst.

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

(Molière, Quelle: Zitate Verantwortung übernehmen)

Und noch schlimmer: Das Leben eilt dir unterdessen davon …

Dein Leben ist endlich. Und wenn du nicht hier und jetzt damit beginnst, die Verantwortung zu übernehmen, warum solltest du es dann morgen tun? Oder übermorgen? Oder in einem Jahr?

Deshalb ist es so wichtig, hier und heute die Verantwortung zu übernehmen.

Warum ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen?

Nur wenn du die Verantwortung für eine Situation hast, hast du auch die Macht, etwas zu ändern!

Uns wie sieht das aus? Was bedeutet es denn, die Verantwortung zu übernehmen?

 

Was Verantwortung übernehmen wirklich bedeutet (6 Kennzeichen)

Wie kann man lernen, Verantwortung zu übernehmen?

In einem Satz bedeutet Verantwortung übernehmen, dass du das Verhalten der Opferrolle umkehrst:

  • 1. Nimm die Situation an und mach das Beste daraus
  • 2. Gestehe dir Fehler ein und lerne daraus
  • 3. Treffe Entscheidungen und stehe ehrlich dazu
  • 4. Krieg den Arsch hoch und unternimm etwas
  • 5. Fange bei dir selbst an und entwickele innere Festigkeit
  • 6. Hör auf zu erwarten, zu hoffen oder zu beanspruchen und frage dich, was du jetzt und hier selbst tun kannst

Oder, um es mit den Worten der berühmten Physikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie zu sagen:

„Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.“

(Marie Curie)

Da fällt mir noch eine weitere Metapher ein, die das Wesen der Verantwortung hervorragend veranschaulicht:

 

Das Findelkind

Stell dir vor, jemand legt dir ein Baby vor die Haustür …

Es ist nicht deine Schuld, dass dieses Kind dort liegt, aber es ist jetzt deine Verantwortung.

Die Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, dich schuldig zu machen!

Es ist deine Entscheidung, was du jetzt tust. Auch wenn du die Tür schnell wieder zuschlägst. Ja, auch das ist eine Option, wenn auch keine sehr noble. Dann übernimmst du nicht die Verantwortung für das Kind, aber trotzdem immer noch die für dein eigenes Verhalten. Und das führt uns zum nächsten wichtigen Punkt:

Du hast immer eine Wahl!

Verantwortung übernehmen: Es ist nicht immer deine Schuld, aber immer deine Wahl!

Du bist in Wahrheit niemals wirklich ein Opfer. Nie.

Du bist selbst dann nicht wirklich ein Opfer, wenn dich jemand mit einer Pistole bedroht.

Krasse Behauptung, oder?

Warum du im Grunde niemals ein Opfer bist, selbst dann nicht, wenn dich jemand bedroht und wie du diese Sichtweise selbst einnehmen kannst, habe ich bereits in meinem Buch über das Loslassen ausführlich veranschaulicht.

Deshalb folgt jetzt ein Auszug aus diesem Buch (im Buch selbst gehen wir übrigens auch genauer auf die Themen Angst und Schuld ein und wie du dich davon befreien kannst):

 

Warum „keine Wahl haben“ eine faule Ausrede ist

Ein Satz, den ich oft von Menschen mit Problemen höre, lautet: „Aber was soll ich denn tun? Ich habe doch keine Wahl!“

Das ist einfach nicht wahr.

Es ist eine Ausrede.*

(*Dasselbe gilt übrigens auch für die Äußerung „keine Zeit haben“. Was du damit eigentlich sagst ist „Es ist mir nicht wichtig genug“.)

Es ist nur der bequeme Weg, sich selbst zum Opfer zu erklären, anstatt die Verantwortung zu übernehmen.

Dazu eine kurze ZEN-Geschichte:

Der Schüler ging zum Meister und fragte ihn: „Wie kann ich mich von dem, was mich an die Vergangenheit heftet, lösen?“

Da stand der Meister auf, ging zu einem Baumstumpf und umklammerte ihn und jammerte: „Was kann ich tun, damit dieser Baum mich loslässt?“

(Aus dem Zen-Buddhismus)

„Ja, aber leider ist mein Problem nicht, dass ich einen Baum umklammere, sondern, dass meine Umstände es nicht zulassen!“, würdest du mir jetzt bestimmt gerne entgegnen.

Ich sage: Alles was dich festhält, hältst du fest.

Du hast immer eine Wahl. Wirklich, immer.

„Aber was ist, wenn mir jemand eine Pistole auf die Brust setzt und mir droht, mich zu erschießen?“, fragst du dich jetzt vielleicht. Selbst dann hast du eine Wahl …

 

Was, wenn mich jemand mit einer Waffe bedroht?

Verantwortung übernehmen: Du hast immer eine Wahl, auch wenn dich jemand mit einer Waffe bedroht

In diesem Fall hast du die Wahl, das Spiel mitzuspielen oder auszusteigen.

„Ja, aber was soll denn das für eine Wahl sein, wenn eine Option der Tod ist?“, denkst du jetzt bestimmt. Ist es etwa keine Wahl?

Wie viele Menschen auf der Welt würden sich freuen, den Tod als Option wählen zu können? Denke an die Sterbehilfe und deren Verbot in vielen Ländern.

Natürlich ist es eine Wahl. Es ist nur eine sehr unbequeme.

Es ist eine Wahl, bei der dir die negativen Folgen der Option „Erschießen lassen“ so hoch erscheinen, dass du sie gar nicht in Betracht ziehst. Das bedeutet aber nicht, dass du keine Wahl hättest. Damit wählst du.

Es ist eine Entscheidung. Und zwar deine!

In diesem Moment entscheidest du dich dafür, zu tun, was der Mensch mit der Pistole will und Option B, deinen Tod, zu verwerfen. Du tust das, weil dir die Alternativkosten zu hoch sind. Aber die Wahl hast du getroffen. Du behauptest nur, du hättest keine gehabt, weil du die zweite Option gar nicht als Wahlmöglichkeit wahrnimmst.

„Aber Norman, worüber reden wir denn hier? Der Tod kann doch keine Option sein.“, denkst du jetzt sicher.

 

Der Tod kann doch keine Option sein!

Zum einen, doch, das kann er. Und irgendwann müssen wir uns alle dieser Option und unserer Angst vor dem Tod stellen.

Und zum anderen: Ok, dieses Beispiel ist zugegebener Maßen etwas extrem und vielleicht nicht das alltagstauglichste, aber es macht dir klar, dass du selbst in dieser ausweglos erscheinenden Situation immer eine Wahl hast. Und das führt uns zu allen anderen und oft viel weniger ausweglosen Situationen im Leben, in denen wir denken, wir haben keine Wahl und uns dem Schicksal ausgeliefert fühlen. Dort ist es nämlich ganz genauso:

Du hast immer eine Wahl!

Die Alternativkosten sind dir nur zu hoch, weshalb du viele Optionen von dir aus einfach nicht in Betracht ziehst.

Beispielsweise, dass eine Trennung für dich wegen der Kinder nicht in Frage kommt oder dass du deinem Chef nicht die Meinung sagen willst, weil du Angst um deinen Job hast. All das sind deine Entscheidungen, kein Zwang.

[Tweet „Auch die Opferrolle zu wählen, ist eine Wahl!“]

„Aber was ist, wenn meine Gefühle mich überwältigen? Was habe ich dann für eine Wahl?“, fragst du dich jetzt. Mit Gefühlen ist das tatsächlich so eine Sache …

 

Was ist, wenn meine Gefühle mich überwältigen?

Ja, ich weiß …

Manchmal überkommt es uns einfach und wir können nichts dagegen tun.

Unsere Gefühle überwältigen uns und wir sind ihnen hilflos ausgeliefert.

Dann haben wir wirklich einfach keine Wahl. Ich fühle mit dir …

Fühlst du dich jetzt besser?

Was wir gerade getan haben, ist wieder eine Ausrede zugelassen und uns in die Opferrolle geflüchtet.

Merkst du, wie leicht das ist und wie gut das tut?

Das ist das Gefährliche daran. Ehe du dich versiehst, fällt dir wieder ein Argument ein, dass die bequeme Opferrolle wieder in greifbare Nähe bringt. Aber auch das ist völliger Unsinn!

Verantwortungübernehmen: Gefühle können dich nicht überwältigen, du entscheidest, ihnen nachzugeben

Gefühle überwältigen dich nicht. Niemals.

Du entscheidest dich dazu, ihnen nachzugeben. Du lässt dich überwältigen …

 

Ist man für seine Gefühle selbst verantwortlich?

“Schmerz ist unvermeidlich, Leiden ist freiwillig.”

(Kathleen Casey)

Erinnere dich zurück an deinen letzten Gefühlsausbruch.

Erinnerst du dich an den winzigen Moment davor, an dem du die Wahl hattest? An dem dir bewusst war, welches Ende es nimmt, wenn du jetzt nachgibst? An dem dein Ego vielleicht sogar danach lechzte, diese Gefühle über sich hereinbrechen zu lassen, damit es Aufmerksamkeit bekommt, sich besonders fühlen kann oder sich damit entschuldigen kann, dass es eben ein so „emotionaler Mensch“ ist?

Das ist der Punkt, an dem du die Wahl triffst.

Du wählst den leichten, bekannten, bequemen Weg und machst dich selbst zum „Opfer deiner Gefühle“.

Will ich damit sagen, dass du kalt wie ein Roboter sein sollst und keine Gefühle mehr zulassen solltest?

Nein, ganz und gar nicht.

Gefühle sind gut und wichtig. Aber nutze sie nicht dazu, dich wieder zum Opfer zu machen und die Verantwortung abzugeben.

Sei dir darüber klar, dass du dich auch dafür entscheidest und du die Verantwortung für Gefühle übernehmen kannst und solltest. Denn das ist die Grundlage des folgenden unterschätzten Tricks, um die Verantwortung für das eigene Leben übernehmen zu können und sein Glück selbst in die Hand zu nehmen …

 

Ein unterschätzter Alltags-Tipp, um endlich die Verantwortung zu übernehmen (in unter 5 Minuten)

Warum erzähle ich dir das alles?

Weil ich dir klarmachen will, dass du selbst in der ausweglosesten Situation noch die Verantwortung für dich und dein Leben übernehmen kannst, niemandem die Schuld geben musst und selbst eigene Entscheidungen treffen kannst. Egal, ob es darum geht…

Der entscheidende Punkt ist nicht einmal, dass du diese Wahl auch aktiv triffst. Er ist, dass du sie hast!

Lass mich das erklären …

 

Der Trick: So gewinnst du die Macht zurück …

Verantwortung übernehmen bedeutet Macht übernehmen (Trick)

Alleine der Umstand, dass du dir darüber bewusst bist, dass du die unliebsame Situation, in der du dich jetzt befindest, selbst gewählt hast, weil die Alternative noch unliebsamer gewesen wäre, verleiht dir etwas ganz Elementares: Macht.

Die Macht, über dein eigenes Schicksal bestimmen zu können.

Du wirst dir darüber bewusst, dass am Ende alles in deinem Leben in deiner Verantwortung liegt und selbst Situationen, die dir nicht gefallen, am Ende deine eigene Entscheidung waren.

Mit dieser Perspektive wechselst du sofort aus der Opferrolle in die Gestalterrolle.

Du hast nicht mehr den Eindruck, dem Schicksal oder deinen Gefühlen ausgeliefert zu sein und von ihnen umhergeworfen zu werden.

Du hast die Kontrolle.

Selbst wenn das bedeutet, eine unliebsame Entscheidung getroffen zu haben, weil die Alternative noch unliebsamer war. Du weißt, dass und warum du diese Entscheidung getroffen hast. Das macht eine Situation auf einen Schlag erträglicher.

Der Psychologe und Erfolgscoach Jens Corssen nennt dieses Prinzip „Wo ich bin, will ich sein“. Weil du dir damit immer wieder vor Augen führen kannst, dass deine eigenen Entscheidungen dazu geführt haben, dass du jetzt an genau diesem Punkt bist. Schauen wir uns das an einem Beispiel an …

 

Ein Beispiel: Warum du genau da bist, wo du sein willst

Gleiche Situation, andere Einstellung …

  • Wenn du zum Beispiel zu deinem Chef nicht „Nein“ sagen kannst oder willst, weil dir das Risiko, in seiner Gunst zu fallen und am Ende vielleicht sogar deinen Job zu verlieren, zu groß ist, dann fühlst du dich in der Opferrolle total ausgeliefert. Du fühlst dich gezwungen, eine gewisse Arbeit zu erledigen und das macht dich zwangsläufig unglücklich.
  • Wenn du allerdings die Haltung einnimmst, dass du selbst dich dazu entschieden hast, diese Arbeit zu erledigen, weil dir die Alternativkosten zu hoch waren, dann bist du der Verantwortliche. Du fühlst dich nicht ausgeliefert, sondern weißt, dass du selbst diesen Weg gewählt hast und warum. Und dass du auch jederzeit anders entscheiden könntest.

Du hast dein Leben unter Kontrolle.

Dieses Gefühl, dein Leben selbst in der Hand zu haben und ihm nicht willenlos ausgeliefert zu sein, sorgt dann wiederum dafür, dass du noch handlungsfähiger wirst und plötzlich Optionen siehst, die dir vorher nicht einmal im Traum eingefallen wären.

  • Vielleicht wird dir plötzlich der Gestaltungsspielraum bewusst, den du in deinem Job hast und du kannst viele Dinge auf deine ganz eigene Art angehen.
  • Oder du überdenkst noch einmal die Alternativkosten, die dir bisher unbewusst zu hoch schienen, weil du jetzt erkennst, dass das Leben zu kurz ist, um es unbewusst zu leben.
  • Vielleicht beginnst du – beflügelt durch diese Erkenntnis deiner Macht – dich zu fragen, was du wirklich im Leben willst, was zu ganz neuen Möglichkeiten führt …

Du hast noch mehr die Wahl. Einfach nur, weil du die Rolle vom Opfer zum Entscheider gewechselt hast.

[Tweet „Ausreden führen nur zu mehr Ausreden. Verantwortung führt zu mehr Verantwortung.“]

Das gilt natürlich nicht nur, wenn du unglücklich im Job bist, sondern generell auch in jeder anderen Situation in deinem Leben. Zum Beispiel auch bei Liebeskummer

 

Beispiel Liebeskummer

  • Du leidest unter dem Verlust deines Partners, weil du dich hintergangen und verlassen fühlst. Du fühlst dich ohnmächtig, weil er sich schlagartig aus deinem Leben entfernt hat und du jetzt damit karkommen musst.
  • Wenn du allerdings erkennst, dass du selbst dich dieser Gefahr ausgesetzt hast, als du die Beziehung eingegangen bist und dir die die Alternativkosten (von vorne herein alleine zu bleiben) zu hoch waren, gewinnst du die Macht zurück.

Ausgehend von diesem Wechsel in die Verantwortung, erkennst du dann vielleicht auch, dass du selbst dafür verantwortlich bist, ob und wie lange du unter dem Verlust eines Partners leidest oder nicht.

  • Vielleicht wird dir klar, dass du auch ohne Partner glücklich sein kannst.
  • Oder du erkennst, dass du dir selbst genug sein kannst und keinen Partner brauchst, um deine innere Leere zu füllen. Dass wahre Liebe ohnehin auf Selbstliebe basiert – nicht auf Mangel – denn:
Liebe heißt, Verantwortung zu übernehmen … vor allem für sich selbst.
  • Möglicherweise realisierst du, dass du niemals einem anderen Menschen auferlegen kannst, was er zu tun hat und was nicht, außer dir selbst. Deshalb übernimmst du jetzt die Verantwortung für dein Glück.

Du entscheidest, ob und wie sehr du leidest, weil du den Ereignissen in deinem Leben Bedeutung verleihst. Weil du die Verantwortung übernimmst.

„Das ist ja alles schön und gut Norman, aber meine Situation ist anders.“, denkst du jetzt vielleicht. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich das höre. Und jedes Mal, wenn ich mir dann mehr über die ganz spezielle Situation erzählen lasse, stelle ich fest, dass all diese speziellen Situationen eins gemeinsam haben: Sie sind nicht anders …

 

Die „meine Situation ist anders“ Ausrede

Versteh mich nicht falsch.

Natürlich sind deine Probleme individuell und nicht mit anderen vergleichbar. Aber die Prinzipien die ihnen zugrunde liegen sind immer dieselben, egal wie kompliziert und außergewöhnlich es auch scheinen mag.

  • Wenn man keine Kinder hat, kann man vielleicht gut die Verantwortung für sich übernehmen und den Partner einfach loslassen, aber mit Kindern ist das eben etwas anderes.“

Nein, ist es nicht. Das Prinzip der Selbstfürsorge gilt hier genauso. Wenn es dir nicht gut geht, kannst du auch nicht für deine Kinder da sein. Du benutzt einen noblen Grund für einen egoistischen Zweck.

  • „Wenn man nur ein Angestellter ist, kann man leicht die Verantwortung für sich selbst übernehmen und den Chef auch mal enttäuschen. Ich habe aber eine leitende Funktion, da wird einfach etwas anderes von einem erwartet.“ 

Nein, wird es nicht. Erwartungen von anderen sind und bleiben immer die Erwartungen von anderen. Egal, ob du zur Putzkolonne oder zum Vorstand gehörst. Du willst nur nicht den Konsequenzen ins Auge blicken.

Es ist immer unser Ego, das uns einredet, dass unsere Situation eine ganz spezielle ist. Weil es ein sehr leichter Ausweg ist, um Opfer zu bleiben und nichts verändern zu müssen.

[Tweet „Ausreden und Verantwortung haben eins gemeinsam: Wenn du sie suchst, findest du sie.“]

Hör endlich auf, immer mehr Ausreden zu suchen und übernimm die verd*mmte Verantwortung!

„Aber Norman, sagst du nicht immer, man soll loslassen und dem Lauf der Dinge vertrauen? Wie passt es denn da rein, dass ich mehr Verantwortung übernehmen und tätig werden soll?“, fragst du dich jetzt bestimmt.

So paradox es auch klingen mag: Genau das ist wahres Loslassen

 

Der Weg des Wassers: Warum Verantwortung übernehmen wahres Loslassen ist

Es ist so …

Beim Loslassen geht es nicht darum, die Verantwortung für dein Leben auf den Lauf der Dinge abzugeben.

„So wie es kommt, kommt es richtig“ heißt nicht, dass es von außen so zu dir kommt, sondern auch von innen. Es bedeutet, die Situation und das was dazu geführt hat anzunehmen und aus dieser Basis das Beste zu machen. Es geht darum, festgefahrene Verhaltens- und Denkmuster loszulassen.

„Das Leben besteht zu 10 % aus dem, was geschieht und zu 90 % aus dem, was du daraus machst.“

(Charles Swindoll)

Schauen wir uns das an unserem Beispiel mit dem Stein im Bach an.

Versetze dich hinein: Du bist ein Bach. Du kennst deinen Verlauf und willst hier geradeaus fließen, doch dann wirft jemand einen großen Stein in deinen Weg.

Du könntest dich wieder in der Opferrolle verkriechen, stehen bleiben, jammern und dich beschweren. Aber nun, da du erkannt hast, wo das Problem wirklich entsteht, kannst du gar nicht anders, als es auch dort zu lösen:

Du bist nicht schuld an den Steinen auf deinem Weg, aber du bist für deinen Weg verantwortlich.

Wahres Loslassen bedeutet weder, dich willenlos treiben zu lassen, noch willentlich die Strömung oder den Wind zu beeinflussen. Es bedeutet, die Segel richtig zu setzen, die Wellen richtig zu reiten und die Mechanismen des Lebens für dich zu nutzen, anstatt mühsam dagegen anzukämpfen. Und genau diese Fähigkeit vermittelt dir dieses Buch.

Verantwortung übernehmen: Lass das Leben für dich arbeiten, statt mit aller Anstrengung dagegen anzukämpfen

 

Warnung: Übernimm nicht die falsche Verantwortung!

Zum Schluss noch eine wichtige Warnung:

  • Manchmal kann es so aussehen, als würden wir Eigenverantwortung übernehmen, obwohl wir uns trotzdem in einer Opferrolle befinden.

Lass mich das erklären:

Es gibt zwei Wege, die in die Opferrolle führen.

1) Du gibst die Verantwortung für deine Probleme ab

  • „Wenn ich nicht so schwierige Kollegen hätte, wäre ich viel glücklicher mit meinem Job.“
  • „Wenn meine Kindheit nicht so schlimm gewesen wäre, hätte ich es auch zu etwas bringen können.“

2) Du übernimmst zu viel Verantwortung für andere

  • „Wenn meine Mutter nicht wäre, würde ich das Jobangebot in den USA annehmen, aber sie würde mir das nie verzeihen, so weit wegzuziehen.“
  • „Wenn meine beste Freundin nicht so eifersüchtig wäre, würde ich Markus gerne um ein Date bitten, aber sie stand einmal in der achten Klasse auf ihn und würde mir das nie verzeihen.“

„Wer selbst keine Verantwortung tragen möchte, lässt sich gern bevormunden.“

(Monika Kühn-Görg)

Was bedeutet Verantwortung in einer Beziehung?

Meist ist es so, dass jeder Mensch einen grundlegenden Hang in eine der beiden Richtungen hat. Entweder neigst du eher dazu, andere verantwortlich zu machen, oder du neigst mehr dazu, zu viel Verantwortung für andere übernehmen zu wollen und Schuldgefühle zu haben.

Mit beiden Verhaltensweisen machst du dich selbst abhängig und zum Opfer!
  • Entweder weil du selbst ständig bewusst die Verantwortung scheust und darauf hoffst, dass irgendwann endlich jemand vorbeikommt und dich rettet und du endlich die Liebe, Anerkennung, Wertschätzung erhältst, die du verdienst.
  • Oder weil du hoffst, dass du irgendwann endlich die Liebe, Anerkennung, Wertschätzung erhältst, die du verdienst, wenn du ständig die Probleme anderer Leute löst und dich für sie auf-opferst.

Das sind übrigens auch die beiden Typen, die bei einer Co-Abhängigkeit in einer Beziehung oft aufeinandertreffen: Der eine möchte vom anderen glücklich gemacht werden und der andere möchte sich aufopfern. Warum das KEINE gute Kombination ist, sondern eher sogar der Garant für das Scheitern einer Beziehung, erfährst du im Beitrag über emotionale Abhängigkeit.

Was bedeutet es verantwortlich zu sein?

Kurzgesagt: Die richtige Verantwortung zu übernehmen bedeutet, die Verantwortung für dein eigenes Glück selbst in die Hand zu nehmen. Dann musst du weder hoffen, noch warten oder Opfer sein.

Du entscheidest über dein Glück. Jetzt und hier.

Das bedeutet nicht, dass du gar nicht mehr für andere da sein sollst, aber dass du gesunde Grenzen ziehst und auch anderen die Chance gibst, die Verantwortung für ihr Wohlbefinden selbst zu übernehmen.

 

Zusammenfassung

Verantwortung übernehmen: Wem wir die Schuld geben, dem geben wir Macht

Wer nicht handelt, wird behandelt. Wem wir die Schuld geben, dem geben wir Macht.

Verantwortung übernehmen ist nicht leicht. Fassen wir zusammen:

  • Es ist einfach und bequem, die Schuld bei anderen zu suchen und in der Opferrolle zu bleiben.
  • So wirst du aber nie glücklich. Denke an den Misthaufen:
  • Wenn du den Mist nicht wegräumst, musst du mit dem Gestank leben. Auch wenn du ihn nicht selbst dort abgeladen hast.
  • Wie übernimmt man Verantwortung? Nimm die Situation an, gestehe dir Fehler ein, triff Entscheidungen, krieg den Arsch hoch, fange bei dir selbst an und hör auf zu erwarten!
  • Egal wie verzwickt deine Situation auch ist, du hast immer eine Wahl. Sie ist nicht immer angenehm, aber sie ist da.
  • Der Trick: Es geht nicht darum, dass du eine andere Option nutzt. Es geht nur darum, dass du erkennst, dass du sie hast.
  • Alleine diese Erkenntnis, dass du deine Lage selbst gewählt hast, kann den Spieß umdrehen und dich von der Opferrolle in die Gestalterrolle katapultieren.
  • Genau das ist es, was wahres Loslassen bedeutet: Den Knoten platzen zu lassen, und die Mechanismen des Lebens zu nutzen, statt mühsam dagegen anzukämpfen.

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen.“

(Aristoteles)

Wie du dieses Prinzip verinnerlichst, erfährst du in meinem Buch „Der Weg des Wassers: Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt“.

Frage: Was denkst du? Sind manchmal einfach wirklich andere Schuld oder ist man immer und überall für sein Schicksal selbst verantwortlich? Schreibe einen Kommentar!