Enttäuscht? Mit diesem simplen Trick überwindest du Enttäuschungen (in unter 5 Minuten)
Podcast: Enttäuscht? Mit diesem simplen Trick überwindest du Enttäuschungen (in unter 5 Minuten)
Erwartungen sind die Ursache (fast) aller Probleme im Leben!
Es war Heiligabend …
Ich war 13 oder 14 Jahre alt und ich war am Boden zerstört.
Ich hatte mir zu Weihnachten zwei neue Spiele für die Playstation 2 wünschen dürfen. Eines von meiner Oma und eines von meinen Eltern.
Natürlich war eins davon mein absoluter Favorit.
Irgendwie hatte ich blind angenommen, dass ich mein Lieblingsspiel von meinen Eltern bekommen würde und nicht zwei Tage später von meiner Oma.
Ich hatte mich schon so darauf eingestellt und mir genau ausgemalt, wie ich den ersten Weihnachtsfeiertag mit diesem Spiel verbringen würde.
Dass da irgendetwas schiefgehen könnte oder dass ich gar selbst meinen Wunsch nicht richtig kommuniziert hätte, wäre mir im Traum nicht eingefallen.
So wie mir damals geht es vielen von uns heute noch.
Nicht nur an Weihnachten und beim Thema Geschenke, sondern ständig im täglichen Leben:
- Dein schwieriger Kollege wünscht dir keinen guten Morgen.
- Der Kellner bedankt sich nicht für das Trinkgeld.
- Der Chef würdigt deine Leistung nicht.
- Dein Partner verliebt sich in einen anderen Menschen.
- Eine weltweite Pandemie durchkreuzt deine Hochzeits-, Reise- und Weihnachtspläne …
Die Folgen?
Enttäuschung, Frustration, Trauer, Ärger, Wut, Unzufriedenheit.
Und warum?
Wegen Erwartungen …
Und wo es hohe Erwartungen gibt, da gibt es gerne auch große Enttäuschungen …
Deshalb wollen wir in diesem Beitrag dieser hausgemachten Ursache (fast) all unserer Probleme auf den Grund gehen.
Finde heraus, wie du Enttäuschungen und Leid vermeidest und warum du meistens sogar mehr bekommst, wenn du weniger erwartest (inklusive einem schnellen Trick, der in unter 5 Minuten hilft):
Inhaltsverzeichnis
Sind Erwartungen schlecht?
Glück = Realität – Erwartungen
… sagt eine bekannte Glücksformel.
Umgekehrt bedeutet das:
Erwartungen = Realität – Glück
Ja, hier habe ich all meine Mathematikkenntnisse gebündelt, um die Gleichung umzustellen.
Im Klartext bedeutet das:
Oder, um es mit den dichterischen Worten Goethes zu sagen:
„Ich sag‘ es dir: ein Kerl, der spekuliert,
Ist wie ein Tier auf dürrer Heide
Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt,
Und rings umher liegt schöne grüne Weide.“(Johann Wolfgang von Goethe – Faust 1)
Aber warum entziehen wir uns durch unsere Erwartungen selbst das Glück?
(Hinweis: Es folgt ein Auszug aus meinem Buch über das Loslassen)
Warum Erwartungen die Ursache (fast) aller Probleme im Leben sind
Das ist keine fixe Behauptung von mir …
- „Der Ursprung allen menschlichen Leidens ist der qualvolle Unterschied zwischen der Welt, wie sie ist und der Welt, wie sie sein sollte.“
(Upanishaden – Indische Weisheitslehre 800-600 v. Chr.) - „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.“
(Epiktet – Antike Philosophie ~100 n. Chr.) - „Der Mensch findet zuletzt in den Dingen nichts wieder, als was er selbst in sie hineingesteckt hat.“
(Friedrich Nietzsche – Moderne Philosophie ~1900)
Egal welches Problem dich gerade beschäftigt, es hat in jedem Fall damit zu tun, dass du im Kopf eine Erwartung vom Idealzustand deines Problems mit dir herumträgst und daran festhältst (vergleiche das vorangegangene Kapitel zum Thema Festhalten).
Niemand hält nämlich freiwillig sein Problem fest.
Aber wie kommt es nun, dass unsere Erwartungen unsere Probleme verursachen?
Wie Erwartungen deine Probleme verursachen
Es ist ganz einfach:
Unsere Probleme entstehen immer durch das Aufeinandertreffen von zwei Faktoren:
- eine Erwartung in unserem Kopf beziehungsweise unsere Vorstellung von der Welt, wie sie sein soll
- die Realität beziehungsweise die Welt, wie sie tatsächlich ist
Schauen wir uns dazu zunächst einmal ein anschauliches Beispiel an:
Beispiel „Wasser“
Stell dir einen Bach, einen Fluss oder irgendeinen anderen Wasserlauf vor.
Nun stell dir vor, dass sich diesem Wasserlauf irgendetwas in den Weg stellt. Vielleicht wirft jemand einen großen Stein hinein.
Es entsteht ein Konflikt zwischen dem Bestreben des Wassers, voranfließen zu wollen (Erwartung) und dem Hindernis, dass ihm dabei im Weg steht (Realität).
- Das Problem wäre nicht entstanden, wenn der Stein nicht ins Wasser geworfen worden wäre.
- Das Problem wäre aber auch dann nicht entstanden, wenn der Bach kein fließendes, sondern ein stehendes Gewässer wäre.
Eine Erwartung (1), die auf eine Realität trifft (2), die der Erwartung nicht entspricht.
Fehlt einer der beiden Faktoren oder entspricht die Realität der Erwartung (zum Beispiel, wenn das Wasser ohnehin die Erwartungshaltung hätte, still zu stehen), entsteht kein Konflikt.
Übertragen wir das auf unsere Beispiele:
Beispiele aus dem Alltag
Beispiel 1: Stress im Alltag
Wodurch entstehen dein Stress und dein Ärger?
1. Da ist zum Einen dein Bestreben, …
- deine Arbeit gut zu erledigen
- den Haushalt vorbildlich zu führen
- liebe Kinder zu haben, die dich zu schätzen wissen und dich unterstützen
2. Diese Erwartung trifft auf die Realität, in der …
- es Probleme auf der Arbeit gibt
- die Hausarbeit ein bodenloses Loch zu sein scheint
- deine Kinder dir auf der Nase herumtanzen
Beispiel 2: Ängste und Selbstzweifel
Wodurch entstehen deine Zweifel und Ängste, wenn du einen Vortrag halten sollst?
- 1. Auf der einen Seite ist da eine Erwartung, einen möglichst guten Vortrag zu halten und dich nicht zu blamieren.
- 2. Auf der anderen Seite gibt es eine Realität, in der es durchaus möglich ist, dass dein Vortrag miserabel wird und du zum Gespött der Leute wirst.
Beispiel 3: Liebeskummer
Wahrscheinlich kannst du es dir im dritten Beispiel schon selbst herleiten. Der Vollständigkeit halber führen wir unsere Überlegungen dennoch fort:
Warum leidest du nach dem Verlust deines Partners?
1. Zum einen ist da dein Ideal …
- von einer glücklichen Beziehung
- dass dein Partner dir treu sein soll
- dass du einen beziehungsweise genau diesen Partner brauchst, um glücklich zu sein
2. Zum anderen gibt es die Realität, die dieser Erwartung ganz und gar nicht entspricht:
- deine Beziehung ist gescheitert
- vielleicht hat dich dein Partner sogar betrogen
- du bist wegen all dem todunglücklich
Wer ist schuld? (Du oder die Welt?)
Bei dem Aufeinandertreffen von unseren Erwartungen und der Realität muss ich immer an ein Spielzeug denken, dass ich als Kind hatte:
Die Box und die Bauklötzchen
Mein Spielzeug bestand aus einer Box, die verschiedene Bauklötzchen beinhaltete. Darunter waren zum Beispiel Würfel, Zylinder, Dreiecke oder Kugeln.
Der Deckel der Box hatte verschiedene Öffnungen, durch die man die Klötzchen in die Box befördern konnte. Diese Öffnungen waren jedoch durch ihre Form und Größe so beschaffen, dass immer nur das richtige Klötzchen durch die richtige Form passte.
Die Kugel passte nicht durch die quadratische Öffnung und der Würfel nicht durch das dreieckige Loch usw. Einzig bei Zylinder und Kugel war ein Schummeln möglich, was aber durch ihre unterschiedliche Größe recht offensichtlich war.
Warum erzähle ich dir nun von meinem alten Kinderspielzeug?
Weil es genau dasselbe Prinzip ist, nach dem unsere Konflikte mit der Welt entstehen:
- Die Welt und die Ereignisse und Dinge in ihr, das sind die Bauklötzchen. Die „harten“ Tatsachen.
- Deine Erwartungen und Ideale sind die Öffnungen, durch die du die Welt hindurchzuzwängen versuchst.
Da stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache dieses Problems.
Wer ist schuld?
Wer hat Schuld an deiner Misere?
Ist es die Realität beziehungsweise deine Umwelt oder ist es deine Erwartung und damit du selbst? Sind es die Klötzchen oder ist es die Schablone?
Die Antwort ist nicht immer eindeutig. Deshalb widmen wir uns dieser Frage in einem eigenen ausführlichen Kapitel im Buch.
Damit wir weiterkommen, hier aber ein kurzer Abriss:
Oft höre ich im Zusammenhang mit Erwartungen und Enttäuschungen Sätze wie:
- „Das ist doch wohl das Mindeste, was man erwarten kann!“
- „Das gehört sich einfach nicht!“
- „Das war schon immer so!“
- „Das macht man eben so!“
Oder etwas spezieller:
- „Ich nehme ja auch Rücksicht auf andere, also sollten sie auch auf mich Rücksicht nehmen!“
- „Mein Partner sollte erkennen, was ich gerade brauche. (Stichwort: emotionale Abhängigkeit)“
- „Wenn die da oben bessere Politik machen würden, wäre mein Leben viel angenehmer.“
- „Wenn endlich dieser Vortrag/die Schule/die Corona-Pandemie vorbei ist, kann ich wieder glücklich sein.“
All das sind perfekte Beispiele dafür, dass wir nur allzu gerne unserer Umwelt oder „den Anderen“ die Schuld für die Nicht-Erfüllung unserer Erwartungen geben möchten.
In den allermeisten Fällen interessiert das unsere Umwelt aber leider herzlich wenig, wie uns das Corona-Virus ja eindrucksvoll demonstriert. Mein Lieblingsbeispiel dazu ist folgendes:
In Wahrheit kann man einfach nichts erwarten.
Das klingt erst mal ziemlich traurig, ist es aber eigentlich gar nicht. Lass mich das erklären …
Warum du NICHTS erwarten KANNST
Jemand hat es mal schön zusammengefasst:
„Du kannst nicht erwarten, dass alles so ist wie Du es erwartest.“
(Olli der Echte)
Die Welt funktioniert nicht durch Erwartungen.
Wenn du darauf wartest, dass jemand anderes als du selbst dich glücklich macht, kannst du lange warten.
[Tweet „Erwarten bedeutet immer auch: warten …“]Warten darauf, …
- dass andere deine Probleme lösen
- dass andere dich glücklich machen
- dass andere dein Leben leichter machen
Und wer wartet, der ist abhängig.
Versteh mich nicht falsch.
Natürlich kann eine Gesellschaft nur funktionieren, wenn gewisse Übereinkünfte getroffen und auch eingehalten werden. Verabredungen, Geschäfte, Gesten der Aufmerksamkeit … Aber:
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Vereinbarungen im Außen und deinen eigenen Erwartungen in dir.
Es ist nicht die Aufgabe anderer, auf dich Rücksicht zu nehmen und zu erkennen, was du brauchst. Es ist deine Aufgabe, das zu erkennen und dafür zu sorgen!
Du bist der einzige Mensch, der in der Lage ist, dich glücklich zu machen.
Deshalb bringt es auch nichts, andere verändern zu wollen oder anderen die Schuld zu geben. Damit begibst du dich selbst in eine gefährliche Opferrolle, in der du handlungsunfähig wirst.
Der Schlüssel zum Glück liegt darin, andere so annehmen zu können wie sie sind (Stichwort: bedingungslose Liebe) und genauso auch das Leben so anzunehmen, wie es jetzt gerade ist (Stichwort: Leben im Hier und Jetzt).
„Aber ich tue doch auch so viel für andere, kann ich da nicht auch mal etwas zurückerwarten?“
Nein, kannst du nicht …
Warum du auch nichts „zurückerwarten“ kannst
Es ist so verlockend, immer wieder auf diesen Erwartungszug aufzuspringen …
Denke an den Hai:
Das ist eine der am weitesten verbreiteten Fehlannahmen unserer Zeit und sorgt für so viel vermeidbares Leid und Ärger.
Deine hohen Erwartungen an dich selbst bewirken nicht, dass andere die gleichen Ansprüche haben.
Mal abgesehen davon, dass es ohnehin nicht gut ist, sich so für andere Menschen aufzuopfern und so ein Helfersyndrom oft ein Zeichen von mangelnder Selbstliebe ist.
„Aber soll ich jetzt einfach alles von außen über mich ergehen lassen und mich erwartungsfrei dem Schicksal ausliefern?“, fragst du dich jetzt bestimmt.
Nein …
Nichts zu erwarten bedeutet nicht, alles hinzunehmen
Schau:
Erwartungen loszulassen bedeutet nicht, sich willenlos dem Schicksal auszuliefern, aufzugeben oder eine Egal-Einstellung einzunehmen.
Das haben wir bereits ausführlich besprochen, als es darum ging, warum wir oft nicht loslassen können.
Kurz:
Beispiel Verabredung:
Du bist aufrichtig daran interessiert, pünktlich zum Termin zu erscheinen, aber du machst dein Glück nicht davon abhängig, dass der andere auch pünktlich ist.
Natürlich kannst du ihm sachlich sagen, dass und warum du es nicht gut findest, wenn er zu spät kommt, aber es belastet dich nicht weiter. Und ihr könnt trotzdem euer Treffen genießen.
Es gibt jedoch eine Ausnahme …
Die einzige Ausnahme …
Wenn du beispielsweise die Erwartung hast, dass dein Partner dich nicht schlagen sollte, er das aber in der Realität tut, dann solltest du natürlich nicht einfach deine Erwartungen an deinen Partner loslassen!
Dich wehren, das Weite suchen und die Polizei einschalten wären hier Maßnahmen, die du sofort in der Welt einleiten solltest.
Die Kunst liegt also darin, zu erkennen, wann es wirklich eine Erwartung ist, die uns im Weg steht und wann tatsächlich eher eine Veränderung in unserer Umwelt erforderlich ist.
Ich denke dabei immer gerne an das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
(Reinhold Niebuhr)
Da ist viel Wahres dran. Aber ich behaupte, am Ende läuft doch immer alles auf deine innere Welt und deine Erwartungen heraus …
Warum es am Ende doch immer deine Verantwortung ist
OK:
Warum gerät jemand zum Beispiel in eine solche Situation und lässt sich von seinem Partner so schlecht behandeln?
Weil er in seinem Innern die Erwartung hat, er hätte es nicht anders verdient, er müsse es ertragen oder dass er sowieso nichts daran ändern kann.
Oder weil er nach außen den Erwartungen der anderen an ein heiles Familienbild entsprechen will.
Und damit bist du auch immer selbst verantwortlich.
Ich weiß, das hörst du nicht gerne. In Wahrheit ist das aber keine schlechte Nachricht, sondern eine sehr gute!
Denn immer wenn du selbst für etwas verantwortlich bist, bedeutet das gleichzeitig, dass du es auch selbst ändern kannst und die Macht über dein Glück zurückgewinnst.
Denn die gute Nachricht lautet: Du musst nichts erwarten!
Warum du NICHTS erwarten MUSST
Klar, niemand ist gefeit davor, solche Gedanken zu haben wie:
- „Hoffentlich weiß der Chef meine Leistung zu würdigen“
- „Hoffentlich gelingt mir der Vortrag“
- „Hoffentlich geht mir mein Partner nicht fremd“
- „Hoffentlich geht die Pandemie schnell vorbei“
Aber:
Das liegt alleine in deiner Verantwortung.
Du kannst auch hier und jetzt glücklich sein, auch wenn all diese Dinge nicht eintreffen.
Ich vergleiche es gerne mit einem Gang über den Markt:
Was du vom Markt über Erwartungen lernen kannst
Du musst nichts kaufen!
Du gehst an verschiedenen Ständen vorbei und hier und da wird dir etwas zugerufen und angeboten. Aber nur weil es dir angeboten wird, heißt das noch nicht, dass du es auch kaufst.
Aber wie können wir das ändern?
Wie können wir im Alltag und gerade zu Weihnachten die vielen und hohen Erwartungen ablegen und dadurch leichter und am Ende auch glücklicher das Fest begehen?
Was mir persönlich immer sehr hilft, ist eine Methode aus dem Buddhismus namens „polares Denken“ …
Ein schneller Trick, um Erwartungen loszulassen (in unter 5 Minuten)
Polares Denken ist eine Technik, die vor allem aus dem ZEN-Buddhismus bekannt ist. Wahrscheinlich bist du ihr schon einmal begegnet.
Hier ein Beispiel:
„Der Meister reichte dem Schüler das Messer mit der Klinge
voran. Der Schüler sagte: »Bitte gib mir das andere Ende.«
»Was willst du mit dem anderen Ende?«, fragte der Meister.“
Beim polaren Denken im ZEN antwortet der Meister auf banale Fragen mit tiefsinnigen Antworten oder umgekehrt. Er reagiert gegensätzlich (polar). Aber warum tut er das?
Es spielt auch beim Meditieren eine große Rolle und kann durch selbiges trainiert werden.
Polares Denken hilft uns zu verstehen, dass keine Frage wichtiger ist als eine andere. Dass keine Antwort lehrreicher ist als eine andere und dass kein Ereignis „besser“ ist als ein anderes.
Alles hat zwei Seiten.
Das Prinzip der Dualität, Yin und Yang, die Einheit der Gegensätze, soll hiermit fassbar gemacht werden.
Polares Denken bedeutet zu verstehen, dass es keinen Sinn macht, ständig alle Ereignisse in gut oder schlecht zu bewerten. Wenn du dafür einen eindrucksvollen Beweis brauchst, schau dir die kurze Geschichte vom Bauer und seinem Pferd an.
„Und wie hilft mir das nun bei meinen persönlichen Erwartungen und Sorgen?“, fragst du dich jetzt bestimmt.
Gehen wir kurz zurück zum Wasser …
Beispiel „Wasser“
Du erinnerst dich?
Der Bach will fließen (Erwartung), doch jemand hat einen Stein ins Bachbett geworfen (Realität).
Was „tut“ der Bach?
- Bleibt er stehen und hält an seiner Erwartung fest?
- Jammert er und beschuldigt den Steinewerfer?
- Fleht er um Erlösung vom großen Fluss-Gott?
Nein. Er nimmt die Situation so an, wie sie jetzt ist und macht das Beste daraus. Und so kommt er weiter …
Und im Sinne der Polarität bringt dieses Hindernis ihm sogar den Vorteil, dass das Wasser viel klarer weiterfließen kann, nachdem es sich in der entstehenden Staustufe gereinigt hat.
Mit der Zeit wird das Wasser gerade dadurch, dass es die Situation annimmt und den Stein umfließt, diesen sogar schleifen und irgendwann stellt er gar kein Hindernis mehr dar.
Ok, wie hilft dir das jetzt aber ganz konkret in deinem Leben?
Beispiele aus dem Alltag
Beispiel 1: Stress im Alltag
Anstatt ständig nur die Belastung in deinem Leben zu sehen und sie mit der Erwartung zu vergleichen, ein stressfreieres Leben zu haben, erkennst du vielleicht, dass Stress genauso wichtig im Leben ist wie Ruhe und Entspannung.
Du siehst, dass die beiden voneinander abhängen und sich bedingen. So wie die Spitze einer Welle immer ein Tal mit sich bringt, so bringt auch Stress immer Entspannung mit sich und umgekehrt.
Es ist das allem zugrunde liegende Prinzip vom Fluss der Dinge, Yin und Yang, der Existenz in Abhängigkeit, das du durch Achtsamkeit überall erkennen kannst und das dir zeigt:
Alles ist gut, wie es ist.
Auf Winter folgt Sommer, auf Nacht Tag und auf Stress folgt Entspannung.
Diese Erkenntnis hat bereits Entspannungspotenzial und lässt dich fast automatisch loslassen.
Beispiel 2: Ängste und Selbstzweifel
Du könntest aufhören, in einem Vortrag oder einer anderen Aufgabe, die dir Angst macht, ständig nur die Bedrohung zu sehen und es mit dem bekannten und vermeintlich sicheren Zustand zu vergleichen, keinen Vortrag halten zu müssen.
Stattdessen könntest du erkennen, dass es das Bekannte und Sichere in deinem Leben nur gibt, weil es auf der anderen Seite das Unsichere gibt. Beide bedingen sich. Wenn du dich ein Leben lang nur in bekannten und sicheren Situationen aufhältst, wird dein Leben immer unsicherer und deine Ängste und Zweifel vor dem Verlassen deiner kleinen Schutzblase werden immer größer.
Es ist das Verlassen deines Schutzraumes, das ihn am Leben erhält, das ihn sogar wachsen und gedeihen lässt.
Warum fühlst du dich heute dabei wohl, mit dem Bus, der Bahn oder dem Auto zu fahren?
Weil du dich irgendwann einmal getraut hast, dich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen und sie so mit der Zeit in deine Komfortzone aufgenommen hast.
Das Gleiche geschieht mit Vorträgen und allen anderen Herausforderungen, die dir Angst und Zweifel einjagen.
Beispiel 3: Liebeskummer
Anstatt nur den Kummer und den Verlust einer Liebe zu sehen, könntest du erkennen, dass die Liebe und ihre Abwesenheit sich gegenseitig bedingen.
Ja, auch in deinem Leben. Wenn dein Leben von Anfang bis zum Ende voller Liebe mit ein und derselben Person wäre, würdest du diese Liebe irgendwann gar nicht mehr erkennen. Es wäre keine Liebe mehr, weil du nichts anderes kennst. Es wäre einfach normal.
- Damit die Liebe etwas Schönes sein kann, muss der Liebeskummer etwas Unschönes sein.
- Damit du das Dasein eines Menschen in deinem Leben schätzen kannst, musst du erfahren, was Verlust und Trauer bedeuten.
- Damit du neue und gesunde Beziehungen eingehen kannst, musst du alte und ungesunde beenden.
„Aber es gibt doch eindeutig Dinge, die nichts Gutes an sich haben können. Was ist, wenn jemand ermordet wird? Wie kann man darin etwas Gutes sehen? Oder ist das eindeutig schlecht?“
Jain …
Alles hat zwei Seiten
Nichts ist nur gut oder nur schlecht.
Auch darauf gehen wir im Buch näher ein und finden zusammen heraus, warum es sogar extremes Leid im Leben geben muss und schauen uns auch Beispiele an.
Für den Moment solltest du erst einmal verinnerlichen, dass es zu jedem negativen Empfinden ein positives Pendant gibt (und umgekehrt). Wie bei den schwarzen und weißen Feldern auf einem Schachbrett.
Und diese Erkenntnis hilft dir wiederum, die Realität so anzunehmen, wie sie ist und in jedem Ereignis und in jedem Moment das Beste zu sehen. Das reduziert automatisch deine Erwartungen und damit auch die Gefahr, enttäuscht zu werden.
Obendrein bringt es auch noch ein paar unerwartete Vorteile mit sich, wie wir gleich sehen werden.
Sogar die Angst vor dem Tod lässt sich mit dieser Technik lindern.
Probier‘ es aus:
Was ist momentan deine wichtigste Erwartung? Was könnte ihre Nicht-Erfüllung Positives bewirken?
„Heißt das, ich soll gar nichts mehr erwarten? Das wäre aber ein tristes Leben …“, denkst du jetzt vielleicht.
Nein …
Soll ich nun gar nichts mehr erwarten?
Ich sage nicht, dass du gar keine Erwartungen haben sollst und dich nicht mehr freuen oder fürchten darfst.
Gerade diese Emotionen machen ja das Menschsein aus, sowie auch Vorfreude zum Weihnachtsfest gehört.
Und auch für eine funktionierende Gesellschaft sind gewisse Übereinkünfte und damit auch Erwartungen wichtig.
Was ich hier meine ist:
Halte nicht an deinen Erwartungen fest.
Erlange die Fähigkeit, Erwartungen loszulassen, wenn sie dir schaden (und zu erkennen, wann das der Fall ist).
Erwarte nicht nichts, aber erwarte weniger. Paradoxerweise bekommst du dann sogar mehr …
Warum du mehr bekommst, wenn du weniger erwartest
Erwartungen sind Fesseln.
Sie beschränken dich und engen deinen Handlungs- und Lebensspielraum ein.
Denk mal drüber nach: Ist dein Leben heute so wie du es vor 10, 20 oder 50 Jahren erwartet hättest?
- Lebst du da, wo du es dir vorgestellt hast?
- Mit dem Partner, den du dir vorgestellt hast?
- Hast den Beruf, den du dir vorgestellt hast?
Vermutlich gab es auch in deinem Leben viele unerwartete Wendungen, die du dir so niemals hättest vorstellen können. Eine Vor-stellung bedeutet ja im wörtlichen Sinne etwas vor die Realität zu stellen.
Das Leben läuft aber einfach selten so, wie wir es uns vorstellen. Doch das ist nichts Schlechtes, denn:
[Tweet „Wenn im Leben immer nur das geschehen könnte, was wir erwarten können, wäre es ganz schön begrenzt.“]Möglichkeiten liegen meist jenseits von Erwartungen. Deshalb reden wir ja auch von „ungeahnten Möglichkeiten“, weil wir sie eben nicht vorausahnen können.
Du kannst die Welt nicht er-warten, du musst sie er-leben. Und zwar Hier und Jetzt.
Das bringt dir ungeahnte Vorteile:
7 unerwartete Vorteile, wenn du weniger erwartest
1. Du wirst unabhängiger
„Das größte Hindernis des Lebens ist die Erwartung, die am Morgen hängt und das Heute zerstört.“
(Lucius Annaeus Seneca)
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die besten Dinge meist unerwartet passieren?
- die besten Partys entstehen spontan aus einer Laune
- die besten Ideen kommen unter der Dusche oder beim Spazierengehen
- die besten Bekanntschaften macht man, wenn man nicht danach sucht
Wenn du immer nur deinen Erwartungen nachläufst, hast du weder den Kopf, noch die Hände frei, um solche Gelegenheiten beim Schopf zu packen.
2. Du wirst beliebter
„Liebe ist nicht das was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben.“
(Katharine Hepburn)
Erwartungen sind der Beziehungskiller schlecht hin. Egal ob an einen Partner, Freunde oder die Familie. Die meisten Auseinandersetzungen entstehen aufgrund von Erwartungen.
Und damit meine ich nicht die bereits beschriebenen und notwendigen Vereinbarungen wie Verabredungen oder Zusagen, um bei einem Umzug zu helfen.
Ich meine die eigenen inneren Erwartungen, die meist völlig überzogen und dazu noch unkommuniziert sind.
- „Mein Partner soll mich glücklich machen“
- „Meine Freunde sollen immer Zeit für mich haben“
- „Meine Familie soll mich immer finanziell auffangen“
Damit vertreibst du die Menschen, die du angeblich liebst.
Und zu wem suchst du selbst eher Nähe? Zu jemandem, der dich unter Druck setzt? Oder zu jemandem, bei dem du frei und du selbst sein kannst?
Deswegen bedeutet Liebe auch immer Loslassen.
„Aber was ist mit den Erwartungen der anderen an mich?“
[Tweet „Die Erwartungen von anderen sind und bleiben immer die Erwartungen von anderen!“]Es ist nicht deine Aufgabe, damit umzugehen, es ist deren Aufgabe.
3. Du wirst lustiger
„Humor ist wenn man trotzdem lacht.“
… sagt ein Sprichwort. Und es stimmt:
Jede Pointe in jedem Witz ist an sich die Enttäuschung einer Erwartung.
Beispiel gefällig?
„Was haben ein Gärtner und ein Arzt gemeinsam?
Wenn sie ein Fehler machen kommt Erde drauf.“
Makaber? Aber lustig! Und genauso ist das Leben selbst.
Deshalb sind Menschen, die weniger an Erwartungen festhalten, meist auch humorvoller. Und humorvollere Menschen kommen meist besser durchs Leben. Weil sie die Pointen des Lebens erkennen (siehe oben: polares Denken).
4. Du wirst erfolgreicher
„Menschen erwarten zu viel und tun zuwenig.“
(Allen Tate)
Ja, es klingt zunächst paradox.
Du wirst tatsächlich erfolgreicher, wenn du weniger von dir selbst, anderen und der Welt er-wartest und dafür mehr tust.
Erwarten hält uns vom Tun ab. Solange wir darauf spekulieren, dass irgendein äußeres Ereignis unser Leben verbessern wird, ist die Motivation gering, selbst ins Tun zu kommen.
Das ist auch der Grund, warum ich kein Freund von Hoffnung bin. Hoffnung ist eine giftige Frucht: Sie wirkt strahlend und verheißungsvoll, lähmt dich aber sehr schnell.
Studien haben sogar bewiesen, dass am Ende meist diejenigen die besseren Ergebnisse abliefern, die nicht die Aufgabe hatten, das beste Ergebnis abzuliefern, sondern einfach viel zu machen.
Warum?
Weil du nur durch das eigentliche Tun Erfahrung und Feedback sammeln kannst, um besser zu werden. Nicht durch eine schwammige Vorstellung von Perfektion.
Beethoven schrieb Hunderte Werke. Glaubst du, er hätte die 5. Sinfonie („ba ba ba baaam“) genau so erschaffen, wenn er nur dieses eine Meisterwerk hätte komponieren wollen?
Jedenfalls hieße sie dann nicht Beethovens „Fünfte“.
Deshalb ist ein garantierter Weg, um etwas zu erreichen, es nicht zu brauchen.
5. Du wirst dankbarer
„Wer wenig erwartet, bekommt vieles geschenkt. Wer nichts erwartest, bekommt alles geschenkt.“
(Halil Bitrakli)
Eigentlich ist es ganz logisch:
- Wenn du etwas erwartest und es nicht eintrifft, bist du enttäuscht.
- Wenn du etwas nicht erwartest und es nicht eintrifft, kannst du nicht enttäuscht sein.
Wenn es unerwartet aber doch eintrifft, bist du positiv überrascht und dankbar.
Kurzgesagt:
Das führt zu einer viel positiveren inneren Einstellung.
Und deine innere Einstellung beeinflusst dein Leben viel mehr als du glaubst, wie wir bereits im Beitrag über das Gesetz der Anziehung gesehen haben.
Wer positiv durchs Leben geht, bewirkt auch Positives.
„Aber ist das nicht auch wieder eine Erwartung?“
Ja, aber nur dann, wenn du nur deshalb positiv sein willst, um etwas Positives zu bewirken. Nicht wenn du grundlegend positiv bist und du deshalb Positives bewirkst.
Ersteres ist eine geistige Zwickmühle, auf die wir ebenfalls im Buch näher eingehen.
6. Du wirst glücklicher
„Einfach nichts erwarten. Und siehe da … umso besser wird es!“
(Alissa Sterne)
Wenn du dir durch zu hohe Erwartungen innere Bilder schaffst, dann vergleichst du auch die guten Ereignisse. Und wenn wir über Vergleiche eines wissen, dann dass sie unglücklich machen.
Du hast ja keine Vergleichsmöglichkeit.
Außerdem kultivierst du durch dein Erwarten eine Lebenshaltung des Erwartens. Das kennst du sicher:
Du erreichst ein lang ersehntes Ziel, freust dich kurz und denkst schon wieder an das nächste Ziel.
Hör auf damit!
Ein weiterer Trick, um glücklicher und zufriedener zu leben, der eng mit dem polaren Denken verwand ist, ist das Reframing, also die Kunst, Ereignisse in einem anderen Licht oder „Rahmen“ zu sehen.
Anstatt dich zum Beispiel über die vielen LKW auf der Autobahn zu ärgern, kannst du erkennen, dass du dank ihnen deinen Lieblings-Frühstückskäse im Supermarkt um die Ecke kaufen kannst.
7. Du wirst gelassener
„Erwartungen verursachen Enttäuschung, Enttäuschung verursacht Befürchtung, und Befürchtung ist ja wieder Erwartung.“
(Hape Kerkeling)
Wenn Probleme und Herausforderungen in unser Leben treten, sind es oft nicht die Probleme selbst oder deren Lösung, die uns beschäftigen. Es ist die Verarbeitung der Tatsache, dass der aktuelle Zustand nicht unseren Vorstellungen entspricht.
Es ist ein Teufelskreis:
Dein Fokus wandert ständig zu deinen Ängsten und Sorgen. Es ist wie wenn du eine schwierige Strecke mit dem Auto fahren musst und ein schreiendes Baby auf dem Beifahrersitz ständig deine Aufmerksamkeit abzieht. Du kommst nicht weit.
Das führt automatisch zu mehr Gelassenheit, da du die Sorgen ja ge-lassen hast.
Und das ist auch mal wieder die Essenz des Ganzen:
Loslassen …
So lässt du Erwartungen endlich los …
Erwartungen sind die Ursache (fast) aller Probleme in unserem Leben.
Wegen Erwartungen …
- sabotieren wir selbst unser Glück und unsere Beziehungen und verpassen die wirklich schönen Momente im Leben
- quälen wir uns, um es anderen rechtzumachen und leben nicht unser eigenes Leben
- leiden wir unter Liebeskummer, Ängsten und Sorgen
- begehen Menschen Mord oder sogar Völkermord
Solche Erwartungen und Glaubenssätze loszulassen ist nicht leicht. Vor allem nicht, wenn sie über Jahre oder Jahrzehnte in uns gewachsen sind.
Um solche schädlichen Erwartungen zu identifizieren und sie loszulassen gib es eine bewährte Methode, die ich in meinem Buch „Der Weg des Wassers: Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt“ beschreibe.
In diesem Buch findest du übrigens auch den Trick mit dem Polaren Denken von eben und einige weitere nochmal genauer erklärt:
Zusammenfassung
All deine Probleme entstehen immer und ausnahmslos durch das Aufeinandertreffen von zwei Dingen:
- deine Erwartung von der Welt, wie sie sein sollte
- die Realität, die diesem Ideal nicht entspricht
Also zum Beispiel die Erwartung, dass dein Kollege freundlich grüßen sollte und die Realität, in der er das nicht tut.
- Wer ist also Schuld? Du oder die Realität? Deine Erwartung oder der Kollege?
- Die Antwort auf diese Frage ist sehr komplex (und genauer im Buch erläutert), aber kurz: Meistens du …
- Der Welt sind deine Erwartungen schlichtweg egal
- Es liegt immer in deiner Verantwortung, ob du dein Glück durch Erwartungen von deiner Umwelt abhängig machst
- Die gute Nachricht ist: Du musst nichts erwarten!
- Ein schneller Trick, um Erwartungen loszulassen, ist das polare Denken:
- Polares Denken hilft dir zu erkennen, dass du etwas Gutes in jedem Szenario finden kannst. Das macht es leichter, die Realität so anzunehmen, wie sie ist und reduziert damit automatisch die Abhängigkeit von Erwartungen.
- Erwartungen loszulassen heißt nicht, gar nichts mehr zu erwarten. Es bedeutet weniger zu erwarten und dich nicht an deine Erwartungen zu klammern.
- In der Folge wirst du zwangsläufig unabhängiger, beliebter, lustiger, erfolgreicher, dankbarer, glücklicher und gelassener.
- Nicht alle Erwartungen lassen sich aber in 5 Minuten loslassen. Manche sind über Jahre oder Jahrzehnte in uns gewachsen.
- Wie du auch solche Erwartungen endlich loslassen kannst, erfährst du in meinem Buch:
Blick ins Buch: „Der Weg des Wassers: Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt“
Frage: Was denkst du? Sollte man gewisse Dinge einfach erwarten können oder kann man eigentlich gar nichts erwarten? Schreib deine Meinung in die Kommentare!