Unangenehmes ansprechen ...

Unangenehmes ansprechen …

DAS war peinlich:

„Hallo Chef, Frau Müller hat schon wieder ihre Bremsspuren in der Toilette nicht weggemacht!“

… *betretene Stille*

Wie geht man mit sowas um?

Exklusiv: Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter Sinn am Sonntag.
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Eine beschissene Situation …

Für Frau Müller, für deinen Chef und natürlich auch für die Toilette.

„Ja, richtig so!“, denkst du jetzt vielleicht. „Es soll auch unangenehm sein, damit Frau Müller endlich mal lernt, die Klobürste zu benutzen!“

Die Chance, dass du damit Erfolg hast ist aber tatsächlich ziemlich gering. Und zwar aus einem einfachen Grund:

 

Du hast Frau Müller bloßgestellt!

Und wenn du jemanden bloßstellst, dann hat dieser jemand absolut gar keine Lust mehr, mit dir zu kooperieren.

Scham, Trotz, Wut … Das sind die Gefühle, die du damit auslöst.

Und was resultiert daraus?

Wahrscheinlich streitet Frau Müller alles ab und lässt zukünftig sogar absichtlich ihre Bremsspuren im Klo zurück! Weil sie denkt, dass es auffällig wäre, wenn diese verschwinden, nachdem sie öffentlich darauf angesprochen wurde. Das käme einem Schuldeingeständnis gleich.

Die Chancen stehen sogar gut, dass sie nun zusätzlich noch mehr Dinge tut, um dich auf die Palme zu bringen. Weil sie es dir heimzahlen will. Das ganze ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir uns das Leben immer wieder durch willentliches Herbeiführen bzw. „Festhalten“ selbst schwer machen.

 

Stelle andere niemals bloß!

Selbst wenn du es schaffen solltest, dass die Kacke zukünftig aus der Firmentoilette verschwindet, wird sie im Umgang zwischen dir und Frau Müller immer wieder hochkochen.

Das bedeutet nicht, dass du Dinge, die dich stören, nicht ansprechen solltest. Das solltest du tun. Aber tu es immer in einer Weise, in der der Betroffene sein Gesicht wahren kann …

 

Lass andere ihr Gesicht wahren:

  • Sprich es nicht vor anderen an
  • Mach keine abfälligen Bemerkungen
  • Lass ihn oder sie nicht dumm aussehen
  • Zeige Verständnis für den anderen

Ich weiß, dass das nicht immer leicht ist …

Gerade, wenn wir uns schon lange an etwas stören, hat sich so viel Frust und teilweise auch Wut in uns aufgestaut, dass solche Konfrontationsgespräche oft zur Entladung führen.

Aber genau das ist das Schlimmste, was du in dieser Situation tun kannst!

Wenn du generell Hilfe im Umgang mit schwierigen Kollegen oder anderen Menschen brauchst, schau dir mal diesen Beitrag an.

 

Bewahre die Kontenance …

  • Rede mit dem anderen, so wie du dir wünschst, dass man mit dir redet.
  • Gib ihm mögliche Auswege, ohne sein Gesicht zu verlieren.
  • Zeige, dass ihr im gleichen Boot sitzt.
  • Verlange keine Rechtfertigungen.
  • Sende Ich-Botschaften.

 

Ein Beispiel:

„Frau Müller, ich weiß ja, dass man manchmal einfach in Eile oder Gedanken ist. Da kann man schon mal vergessen, die Klobürste zu benutzen. Ist mir auch schon passiert. Aber ich finde es ziemlich unangenehm, eine Toilette zu benutzen, die so aussieht oder die Hinterlassenschaften von andern wegzumachen. Das geht Ihnen ja sicher genauso. Ich würde mich freuen, wenn wir da gegenseitig ein wenig mehr Rücksicht aufeinander nehmen könnten.“

 

Nimm dein Ego zurück …

Noch besser funktioniert es sogar, wenn du zuerst von deinen eigenen Fehlern sprichst, bevor du den von jemand anderem ansprichst:

„Mir ist aufgefallen, dass die Toilette in letzter Zeit oft nicht so sauber ist. Ich habe selbst wahrscheinlich das ein oder andere Mal vergessen, die Klobürste zu benutzen. In unserem hektischen Job kann das ja mal passieren …“

Weil du dich damit nicht über den anderen, sondern auf die gleiche Stufe stellst. Der andere verspürt kein Verlangen, sich verteidigen zu müssen und ist offener für die Botschaft.

„Aber ich stelle mich doch damit selbst bloß!“, denkst du jetzt vielleicht.

Ganz genau. Aber du erhöhst damit deine Chancen auf Erfolg. Am Ende musst du dich nur fragen, was dir wichtiger ist:

  • Dein Ego zurückzunehmen, um dein Ziel zu erreichen?
  • Oder dein Ziel zu opfern, um dein Ego zu pushen?

 

Klar wird das nicht immer funktionieren …

Manchmal musst du es vielleicht zehn mal ansprechen. In einigen Fällen wird sich vielleicht gar nichts ändern.

Vielleicht stehen die Chancen 50:50, dass sich die Situation damit verbessert. Aber mit der Bloßstellen-Methode stehen sie 100:0 dafür, dass sich die Situation für alle Beteiligten verschlechtert.

 

Du kannst Kacke nicht mit Kacke abwaschen!

Bedeutet:

Du kannst ein dreckiges Verhalten nicht mit einem anderen dreckigen Verhalten bekämpfen. Das macht alles nur noch dreckiger!

Nimm etwas Sauberes, Klares. Nimm Wasser. Oder den Weg des Wassers! Denn nichts anderes steckt wieder einmal dahinter …

Loslassen, das Ego zurücknehmen, gelassener werden und mit dem Strom schwimmen. So erreichst du mehr. Weil dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt …

 

In diesem Sinne:
Bleib vernünftig ;-)

Norman „Benutz die Klobürste!“ Brenner

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