Belohnungen sind Gift …
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Ich war in Japan …
Nach langer Planung und Verzögerung durch die Corona-Pandemie, habe ich mir endlich diesen Traum erfüllen können.
Und es war gigantisch!

Ich habe so viele Erkenntnisse bei dieser Reise gewinnen können. Und die erste möchte ich hier direkt mit dir teilen:
Exklusiv: Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter Sinn am Sonntag.
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Inhaltsverzeichnis
- Trinkgeld ist Gift!
- In Japan gibt es kein Trinkgeld
- Gute Arbeit sollte sich nicht am Trinkgeld messen!
- Bei uns ist das anders …
- Du hast dein Glück nicht mehr selbst in der Hand
- In Japan steht die Arbeit selbst im Mittelpunkt …
- Doch wir machen genau das Gegenteil!
- Aber es ist die falsche Motivation!
- Soll ich jetzt gar kein Trinkgeld mehr geben?
- Vergiss die Belohnung!
- Ich schreibe nicht für Geld …
- Kommt dir das Prinzip bekannt vor?
Trinkgeld ist Gift!
Und damit meine ich nicht, dass es Gift für deinen Geldbeutel ist. Es ist Gift für dein Glück, deine Zufriedenheit und deinen Erfolg im Leben!
Aber ganz von vorne …
Schon bei den Vorbereitungen für die Reise wurde ich auf etwas aufmerksam:
In Japan gibt es kein Trinkgeld
Du bezahlst exakt den Preis, der auf der Karte steht. Fertig. Kein Aufrunden, kein „stimmt so“ und auch keine 10 %-Regel.
Trinkgeld zu geben, verwirrt die Menschen in Japan eher. Aus einem ganz bestimmten Grund:
Gute Arbeit sollte sich nicht am Trinkgeld messen!
Die Japaner haben eine ausgezeichnete Service-Kultur. Besser als ich sie bisher je in einem anderen Land erlebt habe. Und das obwohl sie kein Trinkgeld nehmen.
Oder besser gesagt, gerade WEIL sie kein Trinkgeld nehmen.
Denn in der japanischen Kultur geht es um die Arbeit selbst:
- Die Belohnung für einen guten Service ist der zufriedene Kunde.
- Der Maßstab für ein gutes Essen ist, dass es dem Gast schmeckt.
Nicht wie viel Trinkgeld dir jemand dafür gibt. Und das führt dazu, dass die meisten Japaner eine intrinsische Motivation verspüren, ihre Arbeit gut zu machen.
Bei uns ist das anders …
Versetz dich einmal in die folgende Situation:
Du bist Kellner …
Du hast dich für diesen Beruf entschieden, weil er dir Spaß macht. Deshalb empfindest du auch Freude dabei.
Weil du gute Arbeit machst, beginnen Kunden, dir Trinkgeld zu geben. Du freust dich natürlich darüber. Mit der Zeit gewöhnst du dich auch daran:
Gute Arbeit = Gutes Trinkgeld
Doch dann bleibt das Trinkgeld plötzlich aus. Und du ärgerst dich. Weil du eigentlich gute Arbeit gemacht hast und schon damit gerechnet hast. Oder weil du deinen Service nicht wertgeschätzt fühlst.
Und plötzlich bist du abhängig …
Du hast dein Glück nicht mehr selbst in der Hand
- An einem Tag, an dem du gute Arbeit geleistet hast, aber schlechtes Trinkgeld bekommen hast, fühlst du dich schlecht =(
- An einem Tag, an dem du nicht so gute Arbeit geleistet hast, aber ein fettes Trinkgeld kassiert hast, fühlst du dich gut =)
Die Motivation wird von der eigentlichen Tätigkeit entkoppelt und teilweise sogar vollkommen verdreht.
Du merkst vielleicht, dass gewisse Gesten mehr Trinkgeld bringen, und passt deine Arbeitsweise demnach an. Du machst deine Arbeit nicht mehr so wie du es richtig findest, sondern so, wie es mehr Trinkgeld bringt.
Oder noch schlimmer: Du wählst von vorne herein den Kellnerberuf, weil du weißt, dass du damit schnell viel Trinkgeld verdienen kannst und nicht, weil dir diese Arbeit Freude macht.
Es geht nicht mehr um die Arbeit an sich. Es geht ums Trinkgeld. Und deine Arbeit ist nur noch ein Mittel, um dieses zu bekommen.
In Japan steht die Arbeit selbst im Mittelpunkt …
Von Anfang an.
Deshalb bewundern wir Sushi-Meister, die sechs bis zehn Jahre lang ihren Beruf lernen. Oder die vollendete japanische Schmiedekunst. Japanische Kalligrafie, Blumen-Arrengements, Tee-Zeremonien oder den Zen-Buddhismus.
Weil die Japaner es in ihrer Kultur verankert haben, eine Tätigkeit nicht als Mittel zum Zweck zu nutzen, sonder sie um ihrer selbst Willen zu tun. „Mit ganzem Herzen“.
Und genau diese Fähigkeit haben wir hier auf vernuenftig-leben.de schon mehrfach als DAS Geheimnis des Erfolges entlarvt. Weil eine Dienstleistung oder ein Produkt automatisch besser wird, wenn du mit vollem Herzen dabei bist und nicht ständig mit einem Auge auf die Belohnung schielst, die du dafür bekommst.
Doch wir machen genau das Gegenteil!
Wir fangen schon in der Grundschule damit an, diese intrinsische Motivation zu verlieren:
- Die Belohnung für die Einschulung ist nicht, dass du endlich zur Schule gehen und etwas lernen kannst. Nein, es ist eine Schultüte voll mit Spielzeug und Süßigkeiten.
- Die Belohnung für gute Leistungen ist nicht, dass du dich daran erfreust, schreiben, rechnen oder eine neue Sprache zu können. Nein, es sind die Noten, die du dafür bekommst.
- Oder sogar Extra-Belohnungen, die du für die guten Noten bekommst. Zum Beispiel extra Taschengeld …
All das kommt ja aus den besten Absichten: Wir wollen damit motivieren …
Aber es ist die falsche Motivation!
Wir trainieren uns dadurch nur, Dinge für äußere Belohnungen zu machen. Und damit geben wir ein großes Stück unseres Glücks und unserer Zufriedenheit aus den eigenen Händen und in die Hände von anderen. In die Hände unserer Lehrer, unserer Eltern, unserer Freunde, unserer Chefs, unserer Kunden und oft auch von Wildfremden.
Versteh mich nicht falsch: Natürlich ist es wichtig, einen Lohn für seine Arbeit zu bekommen oder sich anerkannt und wertgeschätzt zu fühlen!
Aber wenn du „mit ganzem Herzen“ gute Arbeit machst, dann sind das Nebenprodukte, die ganz von alleine kommen. Weil du eben eine super Arbeit ablieferst, für die du von vornherein deinen Preis verlangen kannst. Weil andere Menschen den Wert deiner Arbeit erkennen und bestaunen (siehe den Sushi-Koch).
Du arbeitest nicht für diese Dinge, sondern für dich selbst.
Und was ist mit dem Trinkgeld?
Soll ich jetzt gar kein Trinkgeld mehr geben?
Nein. In unserer Kultur ist das tief verankert. Und leider teilweise schon ein zentraler Bestandteil des Einkommens von einigen Menschen in der Gastronomie.
Das Trinkgeld ist aber auch nur eine Facette dieses grundlegenden Problems mit äußeren Belohnungen.
Was du wirklich tun solltest, ist Folgendes:
Vergiss die Belohnung!
Beginne wieder, die Dinge um ihrer selbst Willen zu tun.
Dann findest du nicht nur sofort wieder viel mehr Spaß daran, sondern bist auch viel weniger enttäuscht, wenn gewisse Resultate ausbleiben.
Paradoxerweise erhöhst du damit deine Chancen extrem, wirklich gute Resultate zu erzielen. Weil du eben wirklich gute Arbeit machst, wenn du dich einfach voll und ganz auf das Tun fokussierst und nicht ständig mit einem Auge auf das Ergebnis schielst.
So ist es in der Schule, so ist es im Beruf, und so ist es sogar in der Liebe! Deshalb findest du die große Liebe meist dann, wenn du sie nicht suchst, sondern lernst, dich selbst zu lieben. Auch darüber haben wir schon oft gesprochen.
Nach genau diesem Motto schreibe ich …
Ich schreibe nicht für Geld …
Vier Jahre lang habe ich Blogartikel geschrieben, ohne auch nur einen einzigen Cent damit zu verdienen. Ich habe sogar noch draufgezahlt. Dann habe ich drei Jahre lang ein Buch geschrieben, ohne zu wissen, ob es sich verkaufen wird. Warum hab ich das alles auf mich genommen?
Weil mir das Schreiben an sich Freude macht. Weil ich es liebe, mich mit den großen und kleinen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Weil ich ein Buch schrieb, das ich selbst gerne lesen wollte, nicht eines, das sich möglichst gut verkauft. Meine Belohnung war das Tun selbst.
Tatsächlich ist das eine einfache Methode, um herauszufinden, ob etwas wirklich deine Leidenschaft ist: Wenn du es auch ohne eine Belohnung immer wieder tun willst.
Und ironischerweise wirst du dann am Ende wahrscheinlich auch noch viel erfolgreicher. Weil leidenschaftliche Arbeit einfach immer besser ist als monetär motivierte.
Kommt dir das Prinzip bekannt vor?
Natürlich steckt wieder einmal das Prinzip des Loslassens dahinter.
Je mehr du dich von äußeren Abhängigkeiten löst und dich stattdessen auf dich und dein Tun fokussierst, desto glücklicher und erfolgreicher wirst du. In der Schule, im Beruf, in der Liebe und im ganzen Leben.
Das ist der Weg des Wassers und der Grund dafür, warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt …
In diesem Sinne:
Bleib vernünftig ;-)
Norman „Tu es mit ganzem Herzen“ Brenner