Wie du jeden Verlust gelassen erträgst (sogar wenn Menschen sterben)
Leichter gesagt als getan.
„Sage nie von einem Ding: ich habe es verloren;
sondern: ich habe es zurückgegeben.“
(Epiktet: Handbüchlein der stoischen Moral)
Im Folgenden zeige ich dir, wie du deine Verlustängste in Dankbarkeit und Gelassenheit verwandeln kannst.
Zunächst musst du eine bittere Pille schlucken und die folgende Tatsache akzeptieren:
Inhaltsverzeichnis
Alles ist nur geliehen
- Dein Auto
- Dein Haus
- Deine Familie
- Selbst dein eigener Körper
[Tweet „Alles ist nur geliehen. Nichts gehört wirklich dir. „]
Auf nichts davon hast du einen Anspruch. Es wurde dir alles nur für eine gewisse Zeit überlassen. Ist diese Zeit vorbei, musst du es zurückgeben – ja, auch deinen Körper.
„Aber ich habe mein Auto und mein Haus doch teuer bezahlt! Mit meinem hart verdientem Geld! Es gehört doch mir!„, könntest du jetzt einwerfen.
Du bist aber nur mit jemandem ein Geschäft eingegangen, damit er dir aus Stoffen, die die Natur uns bereit stellt, etwas fertigt.
„Aber selbst das Gesetz sichert mir doch mein Eigentumsrecht!„, möchtest du nun vielleicht entgegnen.
In Deutschland verstehen wir unter Eigentum:
„[…] das umfassendste Herrschaftsrecht, das die Rechtsordnung an einer Sache zulässt“
Das klingt auf den ersten Blick nach absoluter Macht über das, was unser Eigentum ist. Liest man es jedoch genauer, so erkennt man, dass selbst der Rechtsordnung Grenzen gesteckt sind.
Das Eigentumsrecht wird nämlich nur in soweit definiert, wie es die Rechtsordnung zulässt. Sie lässt es zwar zu, dass du dein Hab und Gut vor einem Dieb verteidigen darfst, aber sie kann dir nicht die Macht geben es gegen das Schicksal zu verteidigen.
Oder kannst du eine Flut oder einen Hausbrand verjagen?
Auch deine Familie und deine Kinder – alle nahe stehenden – und der eigene Körper und Geist sind uns nur auf bestimmte Zeit geliehen. Du kannst sie nicht bei dir behalten, wenn sie zurück gerufen werden.
Da wir also keine echten Eigentümer unserer Habseligkeiten sind, ist es das beste, sie als Leihgaben zu betrachten.
Die Vorteile von Leihgaben
Wenn du dich von vornherein mit dieser Tatsache abfindest, kannst du dir viel Kummer und Leid ersparen.
Mach dir klar, dass du alles irgendwann einmal zurück geben musst und hänge dein Herz nicht zu sehr daran.
Sei dir dessen bewusst, dass deine Lieben nicht ewig leben werden und auch deine eigenen Tage nicht endlos sind.
Betrachtest du alles im Leben und das Leben selbst als Leihgabe, wirst du folgendes beobachten können:
1. Du wirst gelassener
Regst du dich etwa auf, wenn jemand das, was er dir geliehen hat zurück haben möchte? Nein – du wusstest es ja vorher. Du gibst es gelassen zurück. Deshalb hilft dir diese Sichtweise auch so gut dabei, das Loslassen zu lernen!
2. Du wirst dankbarer
Wenn du weißt, dass etwas nicht dir gehört, du es aber trotzdem nutzen darfst, bist du dankbar dafür. Diese Dankbarkeit kannst du auch beibehalten, wenn das geliehene schon lange zurückgegeben wurde. Es erzeugt eine tiefe Zufriedenheit, wenn man weiß, dass man nichts erwartet und trotzdem etwas bekommt.
3. Du wirst sorgsamer
Geliehenes wird von uns vorsichtiger behandelt, als selbstverständliches. Du achtest darauf, wozu du es einsetzt und dass es keinen Schaden nimmt. Hast du dir schon einmal ein Auto von einem Freund geliehen? Vielleicht hast du es geputzt und vollgetankt, bevor du es ihm wieder zurückgegeben hast, um deine Dankbarkeit auszudrücken. Diese Dankbarkeit entwickelst du gegenüber allem im Leben.
4. Du nutzt das geliehene besser aus
Wenn du in dem Bewusstsein lebst, dass etwas nur geliehen ist, bist du bestrebt es in der gegebenen Zeit voll auszunutzen. Wenn du aber der Meinung bist, du kannst es immer haben, lässt du es ungenutzt liegen. Mach dir bewusst, dass dein Leben und alles darin nur geliehen ist und nutze es voll aus. Hier passt übrigens der bekannte Ausspruch „Carpe diem“ vom Horaz hervorragend. Er fordert dazu auf den gegebenen Tag zu nutzen / zu genießen und nicht nach „morgen“ zu fragen.
5. Du hast nichts zu verlieren
Wenn du verstehst, dass nichts in deinem Leben dir gehört, dann bist du unbesiegbar. Es macht dich unabhängig von allen Äußerlichkeiten. Du wirst nie wieder einen Verlust erleiden.
6. Du bist nicht neidisch
Weil niemandem wirklich etwas gehört, brauchst du auch keinen zu beneiden. Das Gegenteil ist sogar der Fall, denn dem, dem nicht viel geliehen wurde, kann auch nicht viel genommen werden. Doch der, dem seine Leihgaben alles bedeuten, dem kann auch alles genommen werden.
7. Du wirst großzügiger
Weil du selbst erkennst, wie viel dir das Leben gibt, möchtest du auch anderen etwas geben.
8. Du bist darauf vorbereitet, wenn etwas von deinem Besitz zurück gegeben werden muss
„Dein Kind ist gestorben; – es ist zurückgegeben worden.
Dein Weib ist gestorben; – es ist zurückgegeben worden.
Dein Landgut wurde dir genommen. – Nun also auch dieses ist nur zurückgegeben worden. – »Aber der es dir genommen hat, ist ein Schurke.« -Was geht es aber dich an, durch wen es dir derjenige wieder abgefordert hat, der es dir gab? – So lange er es aber dir überläßt, behandle es als fremdes Gut, so wie die Reisenden die Herberge.“
(Epiktet: Handbüchlein der stoischen Moral)
Warum ist alles nur geliehen?
Das System vom Ausleihen ist effektiver als das vom Eigentum.
Dinge, die in einem Leihsystem ständig den Besitzer wechseln, werden viel effektiver ausgenutzt.
Nimm zum Beispiel einen Betonmischer. Den brauchst du nur, wenn du etwas bauen willst. Würdest du ihn dir selbst kaufen, hättest du ihn zwar immer wieder zur Verfügung, aber er würde die meiste zeit nur ungenutzt rumstehen und Platz wegnehmen. Leihst du ihn dir aus, kannst nicht nur du, sondern auch viele andere ihn nutzen. So wird mit dem selben Betonmischer ein Vielfaches an Beton gemischt.
Das gilt für alles, was geliehen ist. Es bringt einen Mehrwert für alle.
Es trifft auch auf dein Leben zu. Stell dir vor, jeder Mensch wäre Eigentümer seines Lebens und könnte selbst darüber entscheiden, ob und wann er stirbt. Die Sterberaten würden sehr wahrscheinlich stark zurückgehen und die Konsequenz wäre, dass die Ressourcen auf der Erde sehr schnell sehr knapp werden würden. Es wäre bald kein Platz mehr für neues Leben.
Beim Verinnerlichen und Anwenden dieser Sichtweise kann dir übrigens mein kostenloses eBook „Weisheiten des Flusses“ helfen.
Fazit
[Tweet „Es kann dir nichts genommen werden, denn alles, was du auf der Erde bekommst, ist ein Bonus!“]Und wem würdest Du denn Deine Sachen lieber ausleihen?
Einem, der alles, was du ihm gibst direkt als sein Eigentum betrachtet und es nicht mehr hergeben will?
Oder einem anderen, der es benutzt solange er es hat, der dankbar ist, es sorgsam behandelt und bereit ist es dir jeder Zeit wieder herauszugeben?
Was hast du in letzter Zeit zurückgegeben? Schreib einen Kommentar!