Finde dein wahres Selbst
| |

Wie du endlich dein wahres Selbst finden kannst (Selbstfindung Teil 4)

Selbstfindung ist eigentlich gar nicht schwer.

Eigentlich? Ja, wenn man weiß wie.

Wir haben ja schon herausgefunden was dein Selbst ist und wie es in deinem Leben wirkt.

Die Frage ist jetzt: „Wie um alles in der Welt kann man es finden und festhalten?

Die Antworten darauf finden wir nun zusammen in diesem finalen Teil der Reihe heraus.

 

Hier findest du die komplette Reihe:

  1. „Wer oder was ist eigentlich mein wahres Selbst?“
  2. Wie du mit einem einfachen Trick dein wahres Selbst erkennen kannst
  3. „Ist mein Leben vom Ego oder vom Selbst bestimmt?“
  4. Wie du endlich dein wahres Selbst findest

 

Der Weg zu deinem wahren Selbst

Ich habe einen Weg gefunden, über den du dein wahres Selbst wirklich finden kannst. Vielleicht gibt es einen einfacheren oder schnelleren, aber dieser Weg funktioniert. Er besteht aus zwei Abschnitten:

 


 

Abschnitt I – Du suchst dein Selbst außerhalb

Hier beginnt so ziemlich jeder.

„Dem Zufall unterworfen zu sein beginnt, wer einen Teil seiner selbst außerhalb sucht.“

(Seneca: Vom glückseligen Leben)

Auf dem äußeren Weg sucht man, wie der Name schon sagt, sein Selbst in äußeren Dingen.

Das ist der Abschnitt, den die meisten unter uns gerade gehen.

Es ist die Art Suche, bei der man versucht sich selbst auf Reisen, bei Abenteuern, in Hobbys, gutem Essen, teurem Schnick-Schnack oder anderen Menschen zu finden.

Auf den ersten Blick ist klar, dass man sein Selbst nicht außerhalb von sich selbst finden kann. Das klingt ja schon paradox. Dennoch ist dieser Abschnitt des Weges sehr wichtig.

Genau genommen ist es eigentlich ein Umweg, aber ein nützlicher. Denn hier erhälst du zahlreiche Hinweise über dein wahres Selbst. Das funktioniert nach dem Ausschlussverfahren.

Ähnlich wie ein Kandidat bei „Wer wird Millionär“, nimmt sich der Kandidat bei „Wer wird er selbst“ eine mögliche Antwort nach der anderen vor und prüft ob es eine passende sein könnte.

[Tweet „Dein Selbst ist das was übrig bleibt, wenn du das was nicht dein Selbst ist ausgeschlossen hast.“]

 

Was du außerhalb findest

Diese Suche kann natürlich eine Weile dauern.

Da es mehr als vier mögliche Antworten da Draußen gibt, ist man in der Regel mit Verwerfen und Prüfen von neuen Antworten beschäftigt.

Die schlechte Nachricht ist, dass dieser Weg ein Rundweg ist. Das heißt im schlimmsten Falle prüfst du und schließt aus, bis du stirbst.

Die gute Nachricht ist, dass du als aufmerksamer Kandidat irgendwann genügend Hinweise gesammelt hast um dies zu merken und dann an der nächsten Ecke aussteigen kannst.

„Auf einmal war es ihm klar, daß die Suche der einzige Grund des bisherigen Nichtfindens gewesen war; daß man da draußen in der Welt nicht finden und daher nie haben kann, was man immer schon ist.“

(Paul Watzlawick: Vom Schlechten des Guten)

Interessant ist, dass wir auf dieser äußeren Suche unserem Selbst teilweise wirklich sehr sehr nahe kommen, es aber doch nicht richtig greifen können. Solche Begegnungen kennst du ganz bestimmt auch. Hier sind zwei Beispiele.

 

Wie du deinem Selbst durch andere Menschen begegnest

Paradoxer Weise ist es das Selbst, das es uns erlaubt für kurze Augenblicke uns selbst zu vergessen, uns in andere hinein zu versetzen, Mitgefühl zu empfinden und uns auf unerklärliche Weise mit anderen verbunden zu fühlen.

Nicht zufällig bauen wir ja auch Sympathien für Menschen auf, in denen wir etwas von uns selbst wiedererkennen. Das Selbst ist quasi im übertragenen und im wörtlichen Sinne die Verbindung zwischen uns. Das ergibt sich ja auch schon aus dem Vergleich des Selbst mit dem Internet aus Teil 1.

Wie du dir selbst in deinem Partner begegnest

Am deutlichsten kannst du das bei der Partnerwahl beobachten.

Durch dein Selbst wirst du von Menschen angezogen, die dir ähnlich sind und möglichst nahe an sich selbst und damit auch dir selbst sind.

Umgekehrt wirkst auch du auf andere Menschen sehr anziehend, wenn du eine starke Verbindung zu dir selbst hast.

Wer „in sich selbst“ ruht, wird unbewusst als gelassen, entspannt, ruhig , zufrieden, selbstbewusst, erfolgreich und glücklich empfunden. Das sind alles begehrenswerte Eigenschaften.

„Je mehr du in dir selbst zum Einklang bist gekommen, Je mehr wird er von dir auch außen her vernommen.“

(Friedrich Rückert: Die Weisheit des Brahmanen)

Das Ego hingegen macht uns seine Gegensätze schmackhaft. Es will schließlich wachsen und sich mit immer neuen Eroberungen brüsten.

In der Psychologie hat man das schon durch Studien belegt:

Für eine glückliche Beziehung ist die Wahl eines Partners, der einem selbst sehr ähnlich ist, sehr zuträglich. Die Wahl von eher gegensätzlichen Charakteren ist dagegen meist das Kennzeichen von Affären.

[Tweet „Gleich und gleich gesellt sich gern und Gegensätze ziehen sich nicht an!“]

Partnerschaften, die auf dem Selbst aufbauen sind also stabiler als Egopartnerschaften. Klingt einleuchtend.

 

Wie du deinem Selbst durch den Konsum von Drogen begegnest

Zuerst möchte ich klarstellen, dass ich das niemandem empfehle.

Ich möchte es hier nur erwähnen, weil du vielleicht schon eine ähnliche Erfahrung gemacht hast und es uns noch einmal die Funktionen von Ego und Selbst demonstriert.

Zu den Drogen, die eine solche Begegnung ermöglichen gehört zum Beispiel Alkohol.

Wie Drogen das Ego bremsen können

Jeder Stoff, der in unserem Gehirn die Zahnräder abbremst, verringert für einige Zeit die Wirkung unseres Egos. Es entstehen kleine Lücken in der Egoschicht, durch die das, was du wirklich bist, hindurch scheinen kann.

Vielleicht hast du diese Erfahrung auch schon gemacht.

Ich merke das manchmal beim Trinken von Alkohol. Habe ich ein gewisses Level erreicht, sehe ich teilweise meine vorherigen Probleme und Sorgen von Außen und merke wie lächerlich sie waren. Ich kann dann wirklich darüber lachen. Leider verfliegt diese Wirkung schnell wieder.

Wie Drogen das Ego verstärken können

So wie es mir hier geht, geht es aber nicht jedem, der Alkohol trinkt. Bei einigen verstärkt sich nämlich noch die Wirkung ihres Egos. Das sind diejenigen, die dann aggressiv und ausfallend werden.

Ich denke das liegt daran, dass der Alkohol eher den rationalen Teil des Egos abschwächt. Es kommt dann der oft unterdrückte emotionale Teil zum Vorschein, der hier die Chance sieht sich zu entladen.

Aber auch, wenn man hier für kurze Zeit sein Selbst in Aktion erleben sollte, überwiegen doch die Nachteile erheblich. Das Ego verliert hierbei nämlich auch seine schützende Funktion.

So kommt es, dass sich so mancher schon im Suff ans Steuer gesetzt und Leib und Leben auf“s Spiel gesetzt oder andere Dummheiten angestellt hat.

Von anderen Drogen will ich hier gar nicht erst reden. Ihre Auswirkungen sind ja teilweise noch verheerender.

 

Wie der erste Abschnitt endet

Im Endeffekt sind diese Erlebnisse keine bewussten Selbsterfahrungen, sondern eher unbewusste flüchtige Begegnungen.

Sie zeigen uns, dass wir dem Selbst auf der äußeren Suche schon sehr nahe kommen können, es aber nicht richtig greifen oder halten können. Jetzt folgt der wichtigste Teil dieses Abschnittes:

Das angekündigte Verlassen des Weges.

 


 

Abschnitt II – Du findest dein Selbst innerhalb

Wenn du durch genügend Hinweise herausgefunden hast, dass du dein wahres Selbst niemals in äußeren Dingen finden kannst, hörst du logischer Weise auf dort zu suchen.

Aber wo suchst du dann?

Die Antwort ist: Gar nicht.

In dem Moment, in dem du aufhörst zu suchen, hast du dich schon gefunden.

Es ist der Moment, in dem du alle Abhängigkeiten und Erwartungen an deine Umwelt loslässt. In diesem Moment bist du dir selbst genug.

„Wenn du ganz sein möchtest, lass dich selbst ein Teil sein.

Wenn du erfüllt sein möchtest, lass dich selbst leer sein.

Wenn du neu geboren werden möchtest, lass dich selbst sterben.

Wenn du mit allem gesegnet sein möchtest, lass alles los.“

(Laotse: Tao Te King)

Durch die Übersetzung kann es hier zu einem Missverständnis kommen: Wenn Laotse sagt „lass dich selbst„, ist das gemeint, was du standardmäßig für dich selbst hältst. Dein Ego.

[Tweet „Wenn du ganz du selbst sein willst, lass dich selbst los.“]

Es ist als ob du einen verlorenen Schlüssel in deiner Wohnung gesucht hast und plötzlich merkst, dass er die ganze Zeit in deiner Tasche war.

Du schaust einfach in dich hinein und erkennst. In diesem Moment beginnt dein Ego zu bröckeln.

Du merkst, dass du dir unnötige Sorgen über Dinge machst, dass du dich über Nichtigkeiten aufregst oder sinnlose Ziele verfolgt hast.

Es macht sich eine Selbstgenügsamkeit in dir breit, die eine tiefe Verbundenheit zu der ganzen Welt und zugleich Desinteresse an allem Weltlichen mitbringt.

Du ruhst jetzt ganz in dir selbst. Du bist nur durch dein Sein erfüllt.

 

Wie du dein Selbst „festhalten“ kannst

„Kann ich nun für den Rest meines Lebens nur ich selbst sein?“

Jein.

Der oben beschriebene Zustand ist leider nicht dauerhaft.

Sehr schnell holen uns äußere Umstände wieder auf die gewohnte Ego-Ebene zurück. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn das Ego kann uns schließlich helfen diese Umstände zu meistern. Wie wir schon ganz am Anfang der Reihe gesehen haben, ist es ja genau dazu da.

Das Gute ist nun, dass wir unser Ego als ein Werkzeug benutzen können und uns nicht mehr so stark von ihm steuern lassen müssen. Wir haben durchschaut, dass wir viel mehr, als nur unser Ego sind und sind in der Lage es aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Wenn es wieder etwas will, können wir es hinterfragen und durchschauen.

Seine guten Eigenschaften können wir nutzen, die schlechten loslassen.

Sobald du einmal diese Selbsterfahrung gemacht hast, hast du einen Ausweg, eine Alternative zu deinen Egohandlungen. Und das Wichtigste dabei: Du bist dir dessen bewusst.

Durch Wiederholungen solcher Selbsterfahrungen, festigt sich dieses Bewusstsein immer weiter und damit erscheint dir das Leben immer leichter und du wirst immer mehr du selbst.

Um diesen Effekt zu fördern, gibt es ein sehr gutes Hilfsmittel, das ich dir nicht vorenthalten möchte.

 

Wie du dein Selbst durch Meditation festigst

Das Selbst ermöglicht es uns geistig einen oder mehrere Schritte zurück zu treten um etwas mit mehr Abstand zu betrachten. Dies ist im Prinzip nichts anderes als der Effekt, der bei der Meditation erzielt werden soll.

Das Ego loslassen und im Selbst aufgehen. Ohne zu bewerten oder zu urteilen. Einfach wahrnehmen und sein.

Meditierende nennen es auch oft Einssein, im Hier und Jetzt sein, ohne Gedanken sein. Sie suchen den Raum zwischen einem bereits gedachten und einem neuen Gedanken und versuchen ihn auszudehnen.

  • Im Christlichen ist es das Ziel der Meditation das Göttliche zu erfahren
  • Der Hinduist möchte das Nirwana erreichen
  • Der Buddhist möchte zur Erleuchtung finden
  • Der Egoist möchte sich selbst finden

Dies alles sind, wie wir in Teil 2 schon herausgefunden haben, nur verschiedene Auffassungen dessen, was wir hier wahres Selbst nennen.

Die Methode gleicht dem Aussteigen aus einem fliegenden Flugzeug (nur mit weniger Adrenalin). Es ist schwer das schützende Cockpit (unser Ego) von dem man weiß wie es funktioniert und wo es einen hinbringt zu verlassen. Wenn man aber erst einmal draußen ist, kann man sich das Cockpit von außen betrachten. Und damit nicht genug.

Man hat im wahrsten Sinne des Wortes die Vogelperspektive eingenommen und kann das ganze Geschehen von oben betrachten.

Nicht ohne Grund ist es ja das Ziel der meisten Meditierenden diesen Zustand so lange wie möglich zu erhalten, in der Hoffnung, irgendwann einmal nur noch Eins mit Allem sein zu können.

Wie Meditieren funktioniert und was du dabei beachten musst, erfährst du in meinem Leitfaden „Meditation lernen„. Dort gehe ich auch das ein oder andere Mal auf das wahre Selbst ein und wie du es finden kannst.

 

Fazit

Du findest dich selbst niemals außsserhalb von dir selbst

Wenn du damit aufhörst dich selbst in äußeren Dingen zu suchen, bist du auf dem richtigen Weg!

Wenn du damit weiter machst dich selbst in äußeren Dingen zu suchen, bist du auch auf dem richtigen Weg! Es dauert nur etwas länger.

Erkenne, dass du dich niemals außerhalb von dir selbst finden kannst und du hast die größte Hürde überwunden.

Dein Mathelehrer sagte es dir ja bereits: Der Weg ist das Ziel.

Und jetzt liegt es an dir. Geh deinen Weg und finde dich!

„Freund, es ist auch genug! Im Fall du mehr willst lesen,

So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen.“

(Angelus Silesius)

P.S.: Wo hast du bisher versucht dich selbst zu finden?