Was will ich? (Test)

Warum mehr Selbstbewusstsein der falsche Weg ist (und der richtige Weg)

Mehr Selbstbewusstsein

Mehr Selbstbewusstsein. Wie bekommt man das?

Ist es eine Gabe? Kann man Selbstvertrauen erlernen? Und wenn ja, wie?

Die Antworten auf diese und weitere Fragen gibt uns heute Anchu Kögl in seinem Gastbeitrag:

 

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist die Basis für ein erfülltes Leben.

Kein Wunder, dass sich die meisten von uns deshalb mehr Selbstbewusstsein wünschen.

Das Interessante:

Auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein stehen wir uns meistens selbst im Weg.

Wieso?

Weil wir eine falsche Vorstellung davon haben, was sich hinter dieser Charaktereigenschaft überhaupt verbirgt.

Und dadurch fällt es uns schwer, selbstbewusster zu werden.

Falls du dich also schon häufiger gefragt hast, wie du selbstbewusster werden kannst – lies weiter:

 

Das falsche Verständnis von Selbstbewusstsein

„Wenn ich erst einmal wirklich selbstbewusst bin, wird mich nichts mehr schocken. Dann werde ich allen Problemen meines Lebens mit Gelassenheit begegnen. Und keine Angst mehr haben.“

So oder so ähnlich denken viele Menschen, die gerne selbstbewusster wären.

Doch damit schießen sie sich selbst ins Bein. Denn:

  • Selbstbewusstsein ist nicht die Abwesenheit von Angst.
  • Es ist kein Zustand ständiger Gelassenheit.
  • Genauso wenig ist es die Fähigkeit, immer und überall perfekt auf die jeweilige Lebenssituation zu reagieren.

Selbstbewusstsein ist vielmehr eine Art Ur-Vertrauen in dich und deine eigenen Fähigkeiten.

Es ist die Gewissheit, dass du dein Leben meistern und Dinge, die du dir vornimmst, erreichen kannst. Und das, obwohl du hin und wieder Angst hast, Fehler machst oder unsicher bist.

Paradoxerweise wirst du erst dann wirklich selbstbewusst, wenn du OK damit bist, dass nicht immer alles OK ist.

Wenn du…

  • kein Problem damit hast, dass manche Menschen dich nicht mögen werden.
  • deine eigenen Unzulänglichkeiten annimmst und dir eingestehst, dass du dich weder dauerhaft stark fühlen noch immer die richtigen Entscheidungen treffen wirst.
  • dir erlaubst, mal komisch zu wirken oder Fehler zu machen.

Wahrscheinlich möchtest du dein Selbstbewusstsein stärken, weil du keine Ängste und keine Unsicherheiten mehr verspüren willst. Doch erst in dem Moment, in dem du deine Ängste und Unsicherheiten annimmst, entwickelst du wahres Selbstbewusstsein.

(Mehr dazu erfährst du übrigens in diesem Artikel zum Thema Selbstbewusstsein)

 

Warum Selbstbewusstsein durchs Tun kommt

Ist die Akzeptanz deiner Unzulänglichkeiten der einzige Weg zu mehr Selbstbewusstsein?

Natürlich nicht.

Viele Überzeugungen, die dein Selbstbewusstsein heute schwächen, stammen nämlich aus deiner Kindheit.

Nehmen wir zum Beispiel an, deine Mitschüler haben sich früher über dich lustig gemacht. Dadurch glaubst du auch heute noch, dass deine Meinung nicht wichtig ist. Und nun hast du Angst davor, diese zu äußern.

Überzeugungen wie diese sind meist sehr hartnäckig.

Was ist der beste Weg, sie zu ändern?

Neue Erfahrungen zu machen!

  • Deine Arbeitskollegen diskutieren über die aktuelle politische Situation in unserem Land? Trau dich, den anderen zu widersprechen, falls du ihre Meinung nicht teilst.
  • Du willst mit ein paar Freunde abends essen gehen? Bring eigene Vorschläge bei der Wahl des Restaurants mit ein.
  • Jemand bittet dich um etwas? Sage Nein, wenn du dazu keine Lust oder keine Zeit hast.

Die Sache ist die:

Du bist nicht erst dann selbstbewusst, wenn du keine Ängste mehr hast. Im Gegenteil: Selbstbewusstsein entsteht dann, wenn du handelst, obwohl du Angst hast.

Und das impliziert auch, dass du Fehler machst, Scheiterst und im Umgang mit anderen Menschen hin und wieder peinliche Momente erlebst.

Dein Unterbewusstsein wird dadurch mit neuen (und oft positiven) Erfahrungen überschrieben. Und deine alten Überzeugungen lösen sich Stück für Stück auf.

 

Wie du wirklich mehr Selbstbewusstsein gewinnst (ohne große Überwindung)​​

„Bedeutet mehr Überwindung immer auch mehr Selbstbewusstsein?“

Nicht zwangsweise. Es kann nämlich auch zur Überforderung führen.

Früher fiel es mir schwer, auf Frauen zuzugehen. Ich war mit dieser Situation äußerst unzufrieden. Deshalb nahm ich mir regelmäßig vor, in der Bahn oder auf der Straße eine hübsche Frau anzusprechen.

Was glaubst du, was aus diesem Vorhaben geworden ist?

Nichts.

Ich hatte solche Angst vor Abweisungen, dass ich mich noch nicht einmal traute, einer Frau Hallo zu sagen. Und das wiederum frustrierte mich nur noch mehr.

Ich hatte mir damals einfach zu viel vorgenommen.

Was wäre damals besser gewesen?

Statt sofort attraktive Frauen ansprechen zu wollen, zunächst generell kommunikativer zu werden und mich im Smalltalk zu üben.

Heute weiß ich, dass es nicht die großen Schritte sind, die uns am schnellsten voranbringen.

Viel mehr sind es kleine Erfolgserlebnisse, durch die wir am einfachsten unser Selbstbewusstsein aufbauen.
  • Du möchtest alleine verreisen? Anstatt gleich den Kontinent zu wechseln, verbringe doch erst einmal ein Wochenende in einer neuen Stadt.
  • Du willst lernen, persönliche Grenzen zu setzen? Dann reicht es am Anfang, wenn du spürst, in welchen Momenten andere deine Grenzen verletzen.
  • Du hast dir vorgenommen, deine sozialen Fähigkeiten zu schulen? Dann versuche zuerst mit deinen Freunden kommunikativer zu werden, bevor du auf neue Leute zugehst.

Sobald du also das nächste Mal von einer Herausforderung überwältigt wirst, trete einen Schritt zurück. Und versuche, dich dem Ganzen in kleinen Schritten anzunähern.

Wenn du deinen Führerschein machst, fährst du schließlich auch nicht gleich in der ersten Fahrstunde auf die Autobahn.

Du wirst dein Selbstbewusstsein langfristig mehr stärken, wenn du immer wieder kleine Herausforderungen angehst, als ein einziges Mal ein besonders Große.

 

Warum du oft gar nicht selbstbewusster werden musst

Zugegeben:

Dich zu überwinden, dich deinen Ängsten zu stellen und Herausforderungen anzugehen ist nicht immer einfach. Selbst, wenn du in kleinen Schritten vorangehst.

Deshalb geht es letztendlich darum, dass du entscheidest, dass es etwas Wichtigeres gibt, als deine Ängste, deine Ausreden und deine Unsicherheiten.

Die Sache ist nämlich die:

Es wird immer etwas in deinem Leben geben, was dir Angst macht und dich herausfordert.
  • Du möchtest dich selbstständig machen? Dann musst du dich damit abfinden, dass Existenzängste zum Leben eines Unternehmers einfach dazugehören.
  • Du willst Profi-Sportler werden? Ohne die Bereitschaft, eine Menge Schmerz und Frust auszuhalten, wirst du auf dem Weg zu diesem Ziel nicht weit kommen.
  • Du bist unzufrieden damit, wie unbeholfen du im Umgang mit Menschen bist? Stelle dich darauf ein, dass du durch eine Menge peinlicher Momente durch musst, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie du in einer sozialen Situation zu reagieren hast.

So abgedroschen es klingen mag, wir wachsen mit den Herausforderungen.

Anstatt also darauf zu warten, dass du eines Tages selbstbewusst genug bist, um dich einer Herausforderung zu stellen, stell dich ihnen jetzt. Und in den meisten Fällen wirst du merken, dass du schon selbstbewusst genug bist.

 

Fazit

Du bist nicht selbstbewusst, wenn du keine Angst mehr hast. Du bist es, obwohl du Angst hast!

Anchu hat uns gezeigt, wie wir wirklich mehr Selbstbewusstsein bekommen können:

  • Selbstbewusstsein ist eine Art Ur-Vertrauen in dich und deine eigenen Fähigkeiten.
  • Du bist nicht erst dann selbstbewusst, wenn du keine Ängste mehr hast, sondern wenn du handelst, obwohl du Angst hast.
  • Es sind die kleinen Erfolgserlebnisse, durch die wir am einfachsten unser Selbstwertgefühl stärken.
  • Es wird immer etwas in deinem Leben geben, was dir Angst macht und dich herausfordert.
  • Warte also nicht, bis du selbstbewusst genug bist. Stell dich ihnen jetzt, denn wahrscheinlich bist du schon selbstbewusst genug!

 

P.S.: Was hältst du davon? Ist viel Selbstbewusstsein eine Grundvoraussetzung im Leben oder wird es überschätzt? Schreib uns einen Kommentar!

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Über Anchu Kögl
Anchu Kögl ist Autor, Querdenker und Weltreisender.Auf seinem Blog schreibt er unter anderem über Persönlichkeitsentwicklung, Selbstbewusstsein und die wichtigen Lebensentscheidungen. Ehrlich, direkt und offen.
  • Hey Anchu,

    danke für diesen wichtigen Artikel!

    Ich sehe das ganz ähnlich wie du: Selbstbewusstsein ist viel mehr eine Nebenwirkung, die vom Tun kommt.

    Hattest du mal eine Art Schlüsselerlebnis, dass einen richtigen Schub an Selbstbewusstsein gegeben hat oder hast du es dir in kleinen Schritten Stück für Stück aufgebaut?

    LG Norman

    • Hi Norman,
      danke, dass ich bei dir schreiben durfte :-)
      Es waren mehr kleine Schritte. Aber klar, ein paar Schlüsselerlebnisse gab es schon. Zum Beispiel, als ich das erste mal auf der Bühne stand und eine Rede vor über 100 Leuten gehalten habe.
      LG

  • Kevin Forker sagt:

    Vollkommen richtig. Guter Artikel mit präzisen Lösungen.

  • Christian sagt:

    „Du bist nicht erst dann selbstbewusst, wenn du keine Ängste mehr hast. Im Gegenteil: Selbstbewusstsein entsteht dann, wenn du handelst, obwohl du Angst hast.“

    Das finde ich einen sehr wichtigen Punkt, denn was tust du, wenn du dich nicht danach fühlst? Du verharrst in Unentschlossenheit und öffnest Zweifeln damit Tür und Tor. Es muss möglich sein, trotzdem zu handeln, vorzustoßen, egal ob du dich wirklich schon bereit oder selbstbewusst fühlst. Das Gefühl kann sich ja auch durch das Tun einstellen. ;)

  • Egbert sagt:

    hey Norman, der Text beGeistert mich und inspiriert, dem Zuruf von Eckart Tolle zu vertrauen: come out of your komfort-zone and try to be in life, with flops, joy, sucesses. Danke fürs Dranbleiben und begleiten unabhängig von Sonnenschein oder Regen…. :-)

  • Beatrix sagt:

    Die einfache Klarheit in deinen Artikeln gibt mir das Werkzeug um meinen Weg fortzusetzen. Danke

  • Milan M. sagt:

    Hi. Ein sehr guter Bericht, der genau ins Schwarze trifft.
    Danke an der Stelle.
    VG
    Milan

  • Sarina sagt:

    Hallo Norman! Ich habe lange beruflich unter meiner Schüchternheit gelitten und mich nie getraut vor größeren Gruppen zu sprechen. Jetzt habe ich Werbung von deutsche-rednerschule.de für Rhetorikkurse gesehen und frage mich, ob es helfen könnte oder meine Erfahrung woanders herkommen muss. Was würdest du raten?

    • Hey Sabrina,

      danke für deinen persönlichen Beitrag zum Thema =)

      Der Name sagt es meiner Meinung schon: Rhetorik-Kurse. Das bedeutet, du lernst dort, dich rhetorisch gut zu verhalten, argumentieren usw. Aber es wird dir nicht mehr Selbstbewusstsein vermitteln. Vielleicht höchstens in der Form, dass du dort ggf. gezwungen bist, vor anderen zu reden und dich diese Erfahrung stärkt. Das kannst du aber auch ohne Kurs haben. Deshalb würde ich sagen, nein.

      Ich habe diese Erfahrung in meiner Ausbildung auch gemacht. Ich hasste Vorträge und dann kam ich in eine Ausbildung in der ich beinahe monatlich einen halten musste. Das war am Anfang unangenehm, aber irgendwann ist der Knoten geplatzt und ich hab es sogar gerne gemacht.

      Deshalb würde ich dir raten, einfach drauflos zu machen, so wie es Anchu oben im Artikel beschreibt. Je öfter, du es tust, desto selbstbewusster wirst du. Aber je mehr du zuerst selbstbewusst werden willst, bevor du anfängst, desto weniger tust du und desto weniger wirst du wirklich selbstbewusst =)

      Ich hoffe, mein kurzer Gedankengang dazu hilft dir =)

      LG Norman

  • Hallo lieber Norman,
    Ein toller Artikel über das Thema selbstbewusster werden. Der Artikel ist sehr gut strukturiert, interessant und hilfreich zugleich. Toll, dass du direkt ein paar Tipps mit auf den Weg gibst. Am besten finde ich jedoch dein kostenloses EBook, sehr empfehlenswert!

    Liebe Grüße
    Moritz Persönlich

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