Was will ich? (Test)

Die Macht der Gewohnheit: Wie du sie nutzt und dein Leben leichter machst (sogar bei Schicksalsschlägen)

Die Macht der Gewohnheit

Gute Zeiten, schlechte Zeiten.

Du hast in deinem Leben wahrscheinlich auch schon einiges erlebt.

Und wahrscheinlich werden auch in Zukunft noch einige Ereignisse auf dich zu kommen, die in der Lage sind dir deine Gemütsruhe zu rauben.

Damit du ihnen nicht ganz schutzlos ausgeliefert bist, möchte ich dir nun eine Fähigkeit vorstellen, die ihrem Besitzer das ganze Leben leichter machen kann.

 

Die wichtigste Fähigkeit im Leben

Um dich nicht länger auf die Folter zu spannen, nenne ich dir direkt den Namen dieser geheimnisvollen Kraft:

Da bist du wahrscheinlich zunächst einmal überrascht. „Was soll denn das für eine unglaubliche Fähigkeit sein? Gewohnheiten sind doch ganz gewöhnlich!“, denkst du jetzt vielleicht.

Ich will dir zeigen, was diese wunderbare Eigenschaft des Menschen für dich tun kann.

 

Warum dir die Gewohnheit das Leben erleichtert

Hast du einmal als Kind dein Lieblingsspielzeug verloren?

Für Kinder ist so etwas meist wahnsinnig schlimm, da sie sich häufig emotional sehr an solche Dinge binden. Wie ergeht es also nun dem Kind?

Der erste Anprall des Verlustes ist unfassbar hart.

Weinen, Schreien, Wutausbrüche und totale Verzweiflung sind keine Seltenheit. Aber dieser Zustand ist zum Glück nicht von Dauer.

Das Kind gewöhnt sich sogar relativ schnell daran, dass das besagte Spielzeug nun nicht mehr da ist und spielt schon bald munter mit anderen Spielsachen.

Das ist das Prinzip, nach dem die Gewohnheit wirkt.

Diese göttliche Gabe wird dir von der Natur in die Wiege gelegt, so dass du sie von Beginn an für dich nutzen kannst. Sie ist eines der größten Geschenke an uns Menschen.

Dabei musst du sie nicht einmal diszipliniert trainieren oder dich konsequent in ihrer Anwendung üben. Nein. Du musst sie einfach nur zulassen.

„Den wilden Gram macht die Gewohnheit zahm.“

(William Shakespeare)

Wie im Kindesalter, so sind wir auch im weiteren Verlauf unseres Lebens oft emotional an Dinge gebunden, die uns umgeben.

Als Erwachsener bindest du dich sogar häufig noch stärker daran, so dass dir das Loslassen schwerer fällt, als dem Kind.

Du identifizierst dich mit deinem Auto, deinem Haus und allen übrigen Annehmlichkeiten in deinem Leben. Die stärkste emotionale Bindung hast du, als soziales Wesen, jedoch zu anderen Menschen. Deshalb erscheint deren Verlust oft unerträglich.

Aber selbst solche schlimmen Schicksalsschläge macht uns die Gewohnheit mit der Zeit erträglich. Ich werde später darauf noch genauer eingehen, zunächst möchte ich dir aber zeigen, wie du deinen Alltag mit dem Wunder der Gewohnheit erleichtern kannst.

 

Wie dir ungeliebte Tätigkeiten federleicht von der Hand gehen

Du ahnst es natürlich schon… durch Gewöhnung natürlich!

Es gibt sogar wissenschaftliche Studien, die beweisen, dass dir eine verhasste Tätigkeit weniger schlimm vorkommt, je häufiger du sie ausübst. Und nicht nur, dass es dir leichter fällt, du führst sie sogar noch schneller aus, je öfter du dich ihr widmest.

Es gibt unzählige Beispiele, wo die Gewohnheit dir den Alltag erleichtern kann. Auch du hast diesen Effekt mit Sicherheit schon erlebt und dich an mindestens eine der folgenden Tätigkeiten gewöhnt:

  • …die Hausarbeit
  • …die Steuererklärung
  • …das Halten von Vorträgen
  • …das Lernen für Prüfungen
  • …Arbeiten (wenn es als lästig empfunden wird)

Kannst du dich daran erinnern, als du die Tätigkeit zum ersten Mal ausführen musstest? Stell dir das abschreckende Gefühl noch einmal vor. Die Aufregung / Angst / Abscheu / Genervtheit.

Kannst du dich daran erninnern, als du die Tätigkeit zum letzten Mal gemacht hast? Erinnere dich an das Gefühl, dass du dabei hattest. Warst du gelassen / routiniert / souverän? Hat es vielleicht sogar Spaß gemacht?

„Gewohnheit wird zur zweiten Natur.“

(Marcus Tullius Cicero)

Nun hast du also die wichtige Erkenntnis gewonnen, dass du Dinge leichter machen kannst, in dem du sie einfach öfter tust und dich daran gewöhnst. Ich möchte dir dazu noch ein paar Tipps geben:

  1. Lass die Gewohnheit zu. Viele Menschen wehren sich gegen die Gewohnheit. Sie schieben Dinge auf, die sie nicht gerne tun. Damit machen sie es sich allerdings selbst schwer, da die Gewohnheit so nicht einsetzen kann. Es ist wichtig am Ball zu bleiben, wenn du dich an etwas gewöhnen willst.
  2. Lass dich nicht unterbrechen. Wenn du etwas nicht gerne tust, ist dir in der Regel jede Unterbrechung sehr willkommen. Auch in diesem Falle, hat es die Gewohnheit schwer dir zu helfen, da jede Pause nur ein weiterer Aufschub ist. Wenn du dran bleibst, bist du zum einen schneller fertig und gewöhnst dich nebenbei noch schneller daran.
  3. Gewohnheit zahlt sich langfristig aus. Zwar setzt die Gewohnheit schon bei der ersten Wiederholung einer Tätigkeit ein, jedoch sind die größten Effekte erst nach längerer Zeit zu verzeichnen. Denke daran, wenn es dir schwer fällt. Es macht sich bezahlt!
  4. Füttere deine Gewohnheit regelmäßig. Wenn du dir eine Tätigkeit durch Gewohnheit leichter gemacht hast, darfst du die Gewohnheit nicht wieder verhungern lassen. Du musst abwägen, ob die Sache, an die du dich gewöhnt hast, dir in Zukunft noch nützlich sein wird. Hast du dich zum Beispiel in der Schule daran gewöhnt Vorträge zu halten, kann es nützlich sein nach der Schule weiterhin regelmäßig vor anderen zu sprechen, auch wenn es für den Moment nicht nötig ist. Wenn du aber ahnst, dass diese Aufgabe später im Beruf wieder auf dich zukommen wird, macht es durchaus Sinn die Gewohnheit aufrecht zu erhalten.
  5. Suche aktiv Gelegenheiten um Gewohnheiten aufzubauen. Manche ungeliebte Situationen kommen nur selten vor. Zum Beispiel kommen schüchterne Menschen selten in die Situation mit Fremden reden zu müssen, da sie solche Situationen instinktiv meiden. Dennoch ist es für sie manchmal unerlässlich. Hier ist es Ratsam Gelegenheiten zu suchen und Chancen zu nutzen, die Gewohnheiten festigen. Smalltalk mit der Kassiererin im Supermarkt oder ähnliche Gelegenheiten können sich im Ernstfall, z.B. beim Bewerbungsgesrpäch, bezahlt machen.
  6. Gewöhne dich in kleinen Schritten an etwas. Teile eine ungeliebte Tätigkeit in viele kleine Schritte ein. Wenn du zum Beispiel vor der Aufgabe „Hausarbeit“ stehst, teile sie auf in Staubwischen, Saugen, Abwasch etc. Diese Schritte kannst du wieder aufteilen, zum Beispiel in Wohnzimmer saugen, Flur saugen, Kinderzimmer saugen…Du wirst feststellen, dass es dir viel leichter fällt, mit einer Sache zu beginnen, wenn sie dir nicht mehr so groß erscheint. Außerdem hast du schneller ein Erfolgserlebnis, das dich motiviert weiter zu machen.
  7. Belohne dich selbst, wenn du eine Gewohnheit erschaffen hast. Die Gewohnheit an sich ist zwar schon ein großer Seegen, aber indem du dich für deine Ausdauer belohnst, erzeugst du ein zusätzliches Erfolgserlebnis und verbindest ein gutes Gefühl mit der Tätigkeit.

 

Wie du Schicksalsschläge durch Gewohnheit abfangen kannst

Die Natur hat uns in eine unsichere Welt gesteckt.

Stündlich geschehen grausame Dinge und vermutlich kannst auch du mir ein Lied von deinen Schicksalsschlägen singen.

Wie ich eingangs schon erwähnt habe, hat uns die Natur aber gleichzeitig das große Geschenk der Gewohnheit gemacht.

„In nichts hat die Natur es besser mit uns gemeint, als daß sie […] uns als Linderungsmittel des Unglücks die Gewohnheit gab, die uns das Schwerste bald vertraut macht. Wenn das Unglück in der Fortdauer gleich stark wäre wie beim ersten Anprall, so würde es niemand aushalten.“

(Lucius Annaeus Seneca: Vom glückseligen Leben)

 

Den Verlust, als eines der schrecklichsten Übel auf dieser Welt, habe ich am Anfang schon einmal erwähnt.

Er quält uns mit verschiedenen Masken und taucht mal als Veränderung (Verlust der bekannten Umstände), Krankheit (Verlust der Gesundheit), Armut (Verlust des Vermögens), Tod (Verlust des Lebens) oder in anderen schaurigen Gestalten auf. Die Gewohnheit hilft uns auch in solch schwerem Unglück, denn ob du willst oder nicht – es wird Zeit vergehen. Mit jeder Sekunde die vergeht, gewöhnst du dich daran, dass etwas verloren ist und lernst es zu akzeptieren.

Es heißt ja auch, dass mit der Zeit alle Wunden heilen. Das trifft zu, wenn man sie heilen lässt. Aus diesem Grunde ist es auch hier wieder wichtig, dass man der Gewohnheit eine Chance gibt, ihre Wirkung zu entfalten.

Es gibt zwei große Feinde der Gewohnheit bei einem Verlust, die man immer im Auge behalten muss:

  1. Ablenkung: Man lenkt sich gerne von Schmerzen ab, anstatt sie bewusst zu durchleben. Gerade beim Verlust von Menschen stürzen sich ja viele zunächst einmal in Arbeit und gehen nicht richtig mit ihrer Trauer um. Um sich aber an etwas zu gewöhnen, muss man es bewusst erleben.
  2. Im Kummer versinken: Das ist genau das Gegenteil von Ablenkung. Hier reißt man heilende Wunden immer wieder neu auf und gibt der Verzweiflung das Zepter in die Hand. In diesem Fall wird die Gewohnheit bewusst verdrängt und immer wieder ein Anfangszustand herbeigeführt.

Es ist nicht leicht in einer solchen Situation den Mittelweg zu finden. Viele Menschen haben ihren Schmerz niemals richtig verarbeitet, weil sie ihn nie zuließen. Genau so viele sind wahrscheinlich auch schon daran zu Grunde gegangen, dass sie ihre Wunden nicht heilen ließen.

„Die Menschen gehen lieber zugrunde, als dass sie ihre Gewohnheiten ändern.“

(Leo Tolstoi)

Wenn du mehr zum Umgang mit Verlusten erfahren möchtest, kannst du mal hier reinschauen:

 

Fazit: Die Gewohnheit impft dich gegen die Unannehmlichkeiten des Alltags und heilt dich von den Verwundungen des Schicksals

Die Macht der Gewohnheit

Sei dir immer bewusst, dass du über eine solch göttliche Fähigkeit verfügst.

Setze sie ein wo du nur kannst.

Der Aufstieg auf den höchsten Berg erscheint dir wie ein gemütlicher Spaziergang, wenn du dich einmal daran gewöhnt hast.

Wo hat dir die Macht der Gewohnheit schon einmal das Leben erleichtert?

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Über Norman Brenner
Nachdem ich zwei Studiengänge als Jahrgangsbester und trotz Stipendium abgebrochen habe, habe ich erkannt, worauf es wirklich im Leben ankommt. Seither helfe ich auch anderen Menschen, ein Leben zu führen, das Sinn macht und sich gut anfühlt. Mehr.
  • Flex sagt:

    Hallo Norman,

    danke für den Beitrag, er löst einigen Widerstand in mir aus und das finde ich gut, da ich mich damit auseinandersetze und ich nicht gewohnheitsmäßig weiter tue :-P

    Mir fehlen potentielle negative Seiten von Gewohnheit. Da fallen mir auf die Schnelle folgende ein:
    – unreflektierte Wiederholung
    – Abgestumpftheit

    Aus meiner Sicht haben wir schon viel zu viele Gewohnheiten, die uns tlw. wie Maschinen aussehen/funktionieren lassen…

    Weißt Du eigentlich, wenn Du Dir die Zähne putzt, auf welcher Seite, oben/unten Du beginnst? Glaubst Du es ist jedes Mal anders?

    Es fehlt uns, denke ich, nicht an Gewohnheiten, sondern an Achtsamkeit, bewusstem Erleben ;-) (ja, ja, der alte Hut^^)

    Ob Schicksalsschläge durch Gewohnheit erträglicher werden, mag manchmal sein, eine Generalisierung würde ich allerdings nicht sehen. Meiner Meinung nach ist hier die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen, Ängsten,… die damit verbunden sind wesentlich hilfreicher, sowohl in der Verarbeitung des einen Schicksalschlages, als auch bei neuen, anderen Schicksalsschlägen. Hier setze ich wohl eher auf persönliche Entwicklung, denn auf Gewohnheit.

    Mir fällt diesbzgl. ein, dass wir im Fernsehen ständig mit hungernden Kindern konfrontiert werden, was mittlerweile zur Gewohnheit wurde, oder div. Gewalttätigkeiten. Verleitet uns die Gewohnheit dazu nicht aktiv zu werden, oder ist es etwas anderes?

    lg

    • Hey Flex,

      vielen Dank für deinen Kommentar!

      Ich sehe die Gewohnheit nicht wirklich als etwas positives oder negatives an, auch wenn ich sie hier als eine Superkraft bezeichne. Aber auch mit Kräften kann man ja gutes als auch schlechtes anstellen. Und so ist die Gewohnheit eher ein Werkzeug, das man lernen kann für seine Zwecke zu verwenden.

      Ich bin wirklich der Ansicht, man kann sich an alles gewöhnen. Man muss es allerdings auch zulassen. Und das ist wahrscheinlich auch der Punkt, den du ansprichst, wenn du sagst, dass manche Schicksalsschläge sich nicht durch Gewohnheit heilen lassen. Ich glaube das sind die Fälle, in denen die Betroffenen erst gar keine Gewohnheit zulassen, weil sie den Schmerz bewusst immer wieder herbeirufen. Das sind die, die verzweifeln oder aufgeben. Es ist wie mit einer heilenden Wunde…wenn ich sie immer wieder aufs neue aufreiße, werde ich sie nicht los.

      Das Beispiel mit den Bildern im TV ist natürlich auch so ein Paradebeispiel, wo die Gewohnheit wirkt, aber in zwei differenzierte Richtungen. Zum einen gewöhnen sich viele an die Bilder und reagieren daher nicht mehr auf einen Spendenaufruf. Zum anderen, haben sich viele daran gewöhnt regelmäßig bei einem Auslöser zu spenden, z.B. Red Nose Day.

      Wie ich schon sagte…die Gewohnheit ist das, was du aus ihr machst. Und machen kannst du damit unbeschreiblich viel.

      Ich habe sogar festgestellt, dass man sich daran gewöhnen kann, Gewohnheiten zu ändern. Du könntest dir beispielsweise angewöhnen beim Zähneputzen immer auf einer anderen Seite zu beginnen. Wäre das dann eine gebrochene Gewohnheit oder eine neue Gewohnheit? Oder beides? Oder eine Regelmäßigkeit, die eine Regelmäßigkeit auflöst?

      Jetzt wird’s fast metaphysisch, aber is auch der dritte Kommentar, den ich gerade hintereinander beantworte =)

      Was meinst du dazu?

      Liebe Grüße
      Norman

  • Timo sagt:

    Wieder mal klasse geschrieben, wie Gewohnheiten entstehen, wie man sich welche zu- oder ablegen kann. Da muss ich doch gleich mal über meine Gewohnheiten nachdenken.

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